Oaxaca de Juárez, Mexiko-Stadt (epd). Im Fall der 43 verschwundenen mexikanischen Studenten ist erstmals ein Mitglied des Militärs festgenommen worden. Meldungen der Tageszeitung "El Universal" vom Freitag (Ortszeit) zufolge wird dem Armeeangehörigen José Martínez Crespo vorgeworfen, in die organisierte Kriminalität eingebunden gewesen zu sein.
Lokale Polizisten hatten die Lehramtsstudenten in der Stadt Iguala im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero am 26. September 2014 gewaltsam angegriffen, festgenommen und dann Mitgliedern der Mafiaorganisation "Guerreros Unidos" übergeben. Bis heute ist unklar, was mit den jungen Männern passiert ist. Sechs Menschen starben bei dem Angriff.
Martínez Crespo, bekannt unter dem Namen "Kapitän Crespo", soll zu den Militärs gehört haben, die am Tag des Verbrechens in Iguala Befehlsgewalt hatten. Unabhängige Experten und die Angehörigen der Verschwundenen vermuten schon lange, dass auch andere Sicherheitskräfte in das Verbrechen involviert waren. Sie fordern deshalb, dass auch gegen Angehörige der Armee ermittelt wird. Die Regierung des damals amtierenden Präsidenten Enrique Peña Nieto verweigerte jedoch Ermittlungen in diese Richtung. Die Untersuchungen konzentrierten sich ausschließlich auf örtliche Polizeibeamte und die "Guerreros Unidos".
Peña Nietos Nachfolger Andrés Manuel López Obrador erklärte bei seiner Amtsübernahme im Dezember 2018, er werde alles dafür tun, dass der Fall aufgeklärt wird. Am sechsten Jahrestag des Verbrechens im September informierte seine Regierung darüber, dass auch Haftbefehle gegen Soldaten und Bundespolizisten ausgestellt worden seien. Die Strafverfolger fahnden inzwischen auch nach dem damaligen Leiter der bundespolizeilichen Ermittlungen. In Mexiko gelten mehr als 73.000 Menschen als verschwunden. Nur die wenigsten der Fälle wurden bislang aufgeklärt.