Berlin (epd). Wegen steigender Infektionszahlen bei Schülern und Lehrern wird einem Bericht zufolge an mindestens 3.240 Schulen in Deutschland nicht mehr im Regelbetrieb unterrichtet. Das gehe aus Zahlen aus 14 Bundesländern hervor, berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). Allein in Nordrhein-Westfalen befänden sich Schülerinnen und Schüler an 552 Schulen auf Anordnung der Gesundheitsbehörden in Quarantäne und würden digital unterrichtet, hieß es unter Berufung auf das Kultusministerium in Düsseldorf.
In Niedersachsen wurden laut dem Bericht an 347 Schulen einzelne Klassen oder Jahrgänge vorübergehend aus dem Präsenzunterricht genommen und ins Homeschooling geschickt. 221 Schulen in dem Bundesland unterrichteten im sogenannten Wechselmodell mit geteilten Klassen, bei dem ein Teil zum Unterricht in die Schule kommt und ein Teil zu Hause lernt. In Hamburg seien 213 Schulen nicht mehr im vollständigen Regelbetrieb.
Für geteilte Klassen plädierte auch die Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe. "So wie im Moment unterrichtet wird, sind die Gesundheitsrisiken zu hoch", sagte sie dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Donnerstag). Für die Schüler sei es besser, die Klassen rechtzeitig zu teilen als zu riskieren, die ganze Klassen in die Quarantäne zu schicken.
Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, kritisierte die unterschiedlichen Bestimmungen der Gesundheitsbehörden. "Wird in einem Landkreis die ganze Klasse unter Quarantäne gestellt, sind es in dem anderen nur die direkten Banknachbarn", sagte er dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland". Das sei nicht nachvollziehbar und führe zu Unmut und Verunsicherung.
Veronika Grimm vom Sachverständigenrat der Bundesregierung zur Wirtschaftsentwicklung warnte vor weiteren Schulschließungen. Diese hätten signifikante Auswirkungen auf die Zukunftschancen junger Menschen, sagte sie den Zeitungen. Der Erfolg des Homeschoolings hänge von der Bildungsnähe des Elternhauses und von den vorhandenen IT-Bedingungen zu Hause ab. Sie gehe davon aus, dass die Schere bei der Bildungsgerechtigkeit noch weiter auseinandergehe, sollten weitere Schulen geschlossen werden.
Grimm verwies zudem auf Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung hin. "Wenn Schulen und Kindertagesstätten geschlossen sind, stehen viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nur eingeschränkt zur Verfügung."
Nach Angaben aus den jeweiligen Landesregierungen sind in Thüringen derzeit 109 Schulen von Quarantäne-Maßnahmen betroffen, in Rheinland-Pfalz 216, in Brandenburg 170 und in Sachsen-Anhalt 120, wie es in den Funke-Zeitungen weiter hieß. In Mecklenburg-Vorpommern finde an 30 Einrichtungen der Schulbetrieb nur noch eingeschränkt in Präsenz statt, in Schleswig-Holstein seien 71, im Saarland 128 und in Sachsen 170 Schulen betroffen. In Berlin seien 365 Lerngruppen geschlossen worden. Hessen und Bremen hätten keine Angaben gemacht.