Hannover (epd). Ex-Bundespräsident Christian Wulff dringt auf Unterstützung für die Kulturszene in der Corona-Krise. Es müsse jetzt "flexible, individuell passende Lösungen geben", um die Härten des Teil-Lockdowns für den Kulturbetrieb abzufedern, sagte er der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Mittwoch). "Wir drängen auf die Auszahlung der eine Milliarde Euro, die für die Kultur auf Bundesebene bereitgestellt wurde. Wir drängen auf Ausfallhilfen und Mietverzichte für Chöre seitens der Kommunen und auf Zuwendungen, wenn Vereine in Not geraten."
Der ehemalige Bundespräsident äußerte sich in seiner Funktion als Präsident des Deutschen Chorverbandes. "Dass die Kulturschaffenden jetzt in ein zweites Mal in Mitleidenschaft gezogen werden, weil andere Regeln missachten, das ist ganz, ganz bitter", sagte Wulff. "Wenn alle so verantwortlich gewesen wären, wie Theater, Konzertsäle und Museen es in den Wochen zwischen der ersten und zweiten Lockdownphase waren, hätten wir den zweiten Teil-Lockdown nicht gebraucht."
Er verwies dabei auch auf den Ablauf der jüngsten Großdemonstration gegen die Corona-Maßnahmen in Leipzig. "Wenn viele Menschen jetzt so eng beieinander sind und auf Masken verzichten, demonstrieren sie vor allem, dass sie keinerlei Rücksicht auf ihre Mitmenschen nehmen und keinerlei Respekt vor der Rechtsordnung haben", sagte Wulff. Wer rechtliche Bestimmungen nicht einhalte, sei "verantwortlich für die Auftrittsverbote, für die Konzertverbote und die Schließungen der Theater, die mir wirklich in der Seele wehtun".