Studie: Späterer Renteneintritt verschärft Lage der häuslichen Pflege

Essen, Berlin (epd). Die Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters führt offenbar zu einer Verschärfung bei der häuslichen Pflege von Angehörigen. Durch den späteren Renteneintritt werde es Berufstätigen erschwert, sich um pflegebedürftige Familienmitglieder zu kümmern, heißt es in einer Studie des Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), über die die Zeitungen der "Funke Mediengruppe" (Mittwoch) berichten. Das Problem könne in den kommenden Jahren dazu führen, dass sich die Versorgung der Menschen in privater Pflege verschlechtere.

Der Studie zufolge kümmern sich in Deutschland rund 4,3 Millionen Menschen um kranke und ältere Angehörige oder Bekannte. Zwei Drittel der Pflegenden sind den Angaben zufolge Frauen, überwiegend im Alter zwischen 50 und 70 Jahren. Die Untersuchung zeige, dass die gesetzlich beschlossene Anhebung des Rentenalters die Pflegetätigkeit von Frauen in besonderem Maße verringere, hieß es. So gebe es in der Gruppe der 60- bis 62-jährigen Frauen einen Rückgang um 30 Prozent.

Da die Pflege eines Angehörigen nicht mit einer Vollzeitbeschäftigung vereinbar sei, verringerten insbesondere Frauen häufig ihre Arbeitszeit oder nutzen Frühverrentungsmöglichkeiten, sagte DIW-Forscher Björn Müller den Funke-Zeitungen. Damit nähmen sie jedoch Einschnitte beim Einkommen sowie bei den Rentenbezügen in Kauf. Männer engagierten sich der DIW-Studie zufolge dagegen deutlich weniger in der Pflege.

Um bessere Voraussetzungen für die private Pflege von Angehörigen zu schaffen, forderte Müller mehr staatliche Unterstützungsmaßnahmen. "Mittel- und längerfristige Pflege- und Familienzeiten mit Lohnersatzleistungen würden einen wichtigen Beitrag leisten", sagte er. Zudem könne das Pflegegeld ausgeweitet werden, um pflegende Angehörige zusätzlich zu entschädigen. Auch eine flexiblere Arbeitszeitgestaltung mit erleichtertem Home-Office könne sinnvolle Unterstützung bieten. Schätzungen zufolge könne die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland bis ins Jahr 2030 auf 3,5 Millionen ansteigen. 2013 seien es 2,6 Millionen gewesen.