Köln (epd). Der Direktor des Deutschen Instituts für Pflegeforschung (dip) in Köln, Frank Weidner, fordert dauerhafte öffentliche Investitionen zur Grundlagenforschung in der Pflege. "Deutschland tut viel zu wenig für die Innovation und Entwicklung der Pflege mittels Wissenschaft und Forschung. Da muss erheblich mehr passieren", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) aus Anlass des 20-jährigen Bestehens der Forschungsstelle. "Wenn man sieht, wie viel Geld in andere Bereiche der Forschung fließt, dann mutet es schon merkwürdig an, dass die Politik nicht begreift, wie wichtig eine besser ausgestattete Forschungslandschaft in der Pflege ist."
Obwohl das dip seit nunmehr 20 Jahren forsche und mehr als 150 Projekte abgeschlossen habe, trete man bei der Grundlagenforschung seit zwei Jahrzehnten auf der Stelle, bemängelte Weidner. Um Basisforschung zu betreiben, "bräuchte es eine institutionelle Förderung etwa von öffentlicher Seite, und die fehlt uns". Wenn man eine feste Summe, 500.000 Euro oder eine Million im Jahr zur Verfügung hätte, könnte man einen eigenen Forschungsplan erstellen: "Das ist ein Grundproblem, das fortbesteht."
Zwar gebe es heute etliche Studiengänge für Pflegemanagement oder Pflegepädagogik vor allem an den Fachhochschulen, aber das reiche längst nicht aus: "Wie will man eine Disziplin hochschulisch-akademisch entwickeln, wenn nicht geforscht wird?", fragte der Pflegewissenschaftler, der einen Lehrstuhl an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar hat.
Die Liste der zu klärenden Fragen sei lang, sagte der Forscher: "Ich nenne mal einige Probleme, auf die die Politik längst eine wissenschaftlich fundierte Antwort gefunden haben müsste: Personalbemessung in der Pflege, Pflegequalität oder die Aspekte der Entstehung und Auswirkungen von Pflegebedürftigkeit." Für all das gebe es so gut wie keine unabhängige Pflegeforschung. Das sei ein Riesenmanko. "Wir sind in dieser Sache noch ein Entwicklungsland", sagte Weidner. "Es bestehen weder an den Hochschulen nennenswerte Strukturen zur Pflegeforschung noch gibt es etwa ein Pflegeforschungsinstitut, das von Bundesmitteln getragen würde."
Leider habe die Politik die Angewohnheit, immer möglichst schnelle Lösungen von Problemen zu finden. Doch ohne den Zugriff auf Resultate aus der Pflegeforschung funktioniere dies leider oft nicht: "Wenn sich da nichts Grundsätzliches ändert, werden wir in 20 Jahren auch nicht viel weiter sein."