Berlin (epd). Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hält eine Verlängerung und eine Verschärfung der Corona-Auflagen für möglich. "Wenn die Intensivstationen volllaufen, ist es schon zu spät", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online/Montag). "Wenn droht, dass diese rote Linie überschritten wird, kommen wir um härtere Maßnahmen - unter Umständen sehr harte Maßnahmen - überhaupt nicht herum." Denkbar sei etwa eine weitere Reduzierung der Kontakte.
Kretschmann appellierte an die Verantwortung der Bürger: "Es geht um Menschenleben. Jeder hat die Verpflichtung, sich an die Regeln zu halten." Wenn alle ihre sozialen Kontakte reduzierten, könne "die Welle gebrochen werden". Das gelte auch für die Advents- und Weihnachtszeit. "Weihnachtsmärkte halte ich in diesem Winter leider für vollkommen ausgeschlossen", sagte der Grünen-Politiker. Auch Silvesterpartys "kann man im Kreise der Familie machen, aber nicht groß, feucht und fröhlich mit vielen Freunden", fügte er hinzu. "Mit so etwas warten wir bitte, bis wir einen Impfstoff haben und die Bevölkerung auch durchgeimpft ist."
Es könne allerdings noch viele Monate dauern, "bis die Pandemie weggeimpft ist". Falls die bis Ende November geltenden aktuellen Schutzmaßnahmen verlängert werden "oder weitere Bereiche schließen müssen, gehe ich davon aus, dass wir auch die Hilfen ausweiten", sagte Kretschmann.
Verständnis äußerte der baden-württembergische Regierungschef für die Proteste von Gruppen wie Kulturschaffenden, die wirtschaftlich in Not geraten, gegen die Corona-Auflagen. "Kein so großes Verständnis habe ich für Leute, die dagegen sind, weil sie die Tatsachen nicht wahrhaben wollen", sagte er. Aber auch das sei erlaubt, "solange man sich bei der Demonstration an die Hygieneregeln hält". In Leipzig hatten am Samstag Tausende Gegner der Anti-Corona-Maßnahmen demonstriert und dabei Auflagen missachtet.