Berlin (epd). Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD), hat das Vorhaben seines baden-württembergischen Amtskollegen Thomas Strobl (CDU) kritisiert, Quarantäne-Verweigerer in geschlossene Kliniken einweisen zu lassen. "Mit der Forderung nach einer Zwangseinweisung schießt er weit übers Ziel hinaus", sagte Maier dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Sonntag).
"Mit Drohgebärden und massiven Grundrechtseingriffen wird man in der Corona-Pandemie jedenfalls nichts erreichen, eher im Gegenteil", fügte Maier hinzu. "Die Einrichtung geschlossener Krankenhäuser für Quarantäne-Verweigerer ist für mich absolut inakzeptabel." Strobl hatte seinen Vorstoß im Kern damit begründet, dass die Absonderung einer potenziell infizierten Person nicht der Strafe, sondern dem Schutz der Mitmenschen diene.
Der Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses, Erwin Rüddel (CDU), sagte dem RND: "Die Einhaltung der Quarantäne von an Corona-Erkrankten ist unerlässlich, wenn wir die Pandemie eindämmen wollen." Auch empfindliche Bußgelder seien angemessen, wenn Menschen Quarantäne-Auflagen missachteten und so andere in Gefahr brächten. Rüddel betonte jedoch: "Zwangseinweisungen ins Krankenhaus halte ich weder für realisierbar noch für sinnvoll."
Der Ärzteverband Marburger Bund forderte unterdessen die Unterbringung von Corona-Infizierten in Hotels, um die Infektion von Familienmitgliedern und Mitbewohnern zu verhindern. Für viele Infizierte sei es schwer, sich zuhause zu isolieren, sagte die Vorsitzende Susanne Johna den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). "Beengte Wohnverhältnisse gefährden den Erfolg der Quarantäne." Daher sollten positiv Getestete mit gar keinen oder nur schwachen Symptomen das Angebot bekommen, die zehntägige Quarantäne in einem Hotelzimmer zu verbringen.
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