Frankfurt a.M. (epd). Die Corona-Pandemie hat in Deutschland bisher nicht zu einem Rückgang der Organspenden und -transplantationen geführt. Die Transplantationen seien bisher unberührt von den beiden Covid-19-Wellen im Frühjahr und gegenwärtig weitergegangen, sagte der Medizinische Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Axel Rahmel, zum Abschluss des virtuell abgehaltenen Jahreskongresses der DSO am Donnerstag in Frankfurt. Covid-19-Kranke würden aber nicht zu Organspenden herangezogen. Von mehreren geheilten Patienten jedoch seien in Spanien schon erfolgreich Organe transplantiert worden.
Wenn sich allerdings Transplantierte mit dem Coronavirus infizierten, wiesen sie deutlich schwerere Krankheitsverläufe auf, sagte der Regensburger Infektiologe Bernd Salzberger. Dies zeigten Berichte über zehn transplantierte Covid-19-Patienten im chinesischen Wuhan und 789 Patienten in Spanien. Die gegenwärtige zweite Krankheitswelle sei wesentlich stärker als die erste, weltweit gebe es im Herbst bisher mehr als 46 Millionen Infektionen gegenüber 896.000 Infektionen im Frühjahr. Derzeit wüchsen die Infektionen bei den über 60- und über 80-Jährigen am schnellsten.
Deshalb werde auch die Zahl der schweren Krankheitsverläufe zunehmen, sagte Salzberger. Der Mediziner wies darauf hin, dass es noch keine Therapie für Covid-19 gebe. Die Unterstützung der Heilung sei in den vergangenen Monaten aber besser geworden. Die Entwicklung eines Impfstoffes laufe in Rekordzeit, vermutlich werde ein Impfstoff Anfang des nächsten Jahres zur Verfügung stehen. Derzeit würden bereits vier Impfstoffe in China und einer in Russland begrenzt angewandt.
In den ersten zehn Monaten des Jahres ist die Zahl der Organspenden nach den Worten von DSO-Vorstand Rahmel leicht um 2,3 Prozent auf 793 gestiegen. Das liege vor allem an den überdurchschnittlichen Zahlen im Januar und Februar vor der Coronakrise. Dagegen sei die Zahl der Transplantationen in anderen Ländern wegen der Corona-Pandemie dramatisch gesunken, in Frankreich um 90 Prozent, in Spanien um 75 Prozent, in den USA um 51 Prozent und in Italien um 40 Prozent.
In diesen Staaten sind nach den Worten von Rahmel die Intensivstationen durch Covid-19-Patienten überfordert gewesen, es habe große Unsicherheit bei der Meldung von möglichen Spendeorganen gegeben und es hätten wegen Covid-19 weniger Schwerkranke die Krankenhäuser aufgesucht. Das sei in Deutschland nicht der Fall gewesen.