Darmstadt (epd). Die Kirchensteuereinnahmen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sind infolge der Corona-Beschränkungen im April und Mai dieses Jahres um 18 Prozent eingebrochen. Das sei der stärkste Rückgang seit Gründung der EKHN im Jahr 1947, schreibt der Finanzdezernent Heinz Thomas Striegler im Jahresbericht 2019/2020, der am Dienstag in Darmstadt veröffentlicht wurde. Folge man den Berechnungen des Arbeitskreises Steuerschätzung beim Bundesfinanzministerium vom Mai und übertrage sie auf die EKHN, müsse mit einem Rückgang von 8,4 Prozent für das laufende Jahr 2020 gerechnet werden. Andere Landeskirchen gingen sogar von einem Kirchensteuerminus von zehn Prozent aus, was für die EKHN Mindereinnahmen von mehr als 50 Millionen Euro bedeuten würde.
Striegler verweist in dem Jahresbericht auch auf die prekäre Einnahmesituation in den Tagungshäusern und die Verluste durch ausgefallene Kollekten und abgesagte Konzerte. Als Gegenmaßnahmen seien in den meisten Budgets zehn Prozent der Mittel gesperrt worden. Außerdem seien Rücklagen verwendet worden. Wie es im nächsten Jahr weitergehen werde, hänge vor allem vom Verlauf der Pandemie ab und könne deswegen noch nicht verlässlich prognostiziert werden.
Kirchenpräsident Volker Jung geht in dem Bericht auf die Einschränkungen des kirchlichen Lebens durch Corona ein. Gottesdienste hätten zunächst nur noch ohne Besucher oder digital stattfinden können. Auch Taufen, Trauungen und Konfirmationen hätten zunächst gar nicht und später nur mit Auflagen gefeiert werden können. Jung widerspricht in dem Bericht aber auch denen, die von der Kirche Widerstand gegen die staatlichen Regelungen gefordert hatten. "Es wäre völlig abwegig, in einer solchen Situation kirchliche Interessen behaupten zu wollen. Denn das Ziel war klar und stimmt mit dem überein, was für uns untrennbar mit dem Evangelium verbunden ist: Menschen nicht zu gefährden."