Berlin (epd). Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) stellt den Krankenhäusern im Kampf gegen das Coronavirus weitere Unterstützung des Bundes in Aussicht. "Keine Klinik soll wegen Corona wirtschaftlich benachteiligt sein", sagte er am Dienstag in Berlin. Mit Blick auf die Forderung nach einer erneuten "Freihaltepauschale" für Krankenhäuser, die nicht notwendige Operationen verschieben, um Intensivbetten freizuhalten, fügte er hinzu, die Bundesregierung werde Maßnahmen zur finanziellen Absicherung besprechen. In der nächsten Woche berate darüber der Corona-Expertenbeirat und gebe Empfehlungen. Der Bund sei bereit, diese dann umzusetzen.
Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, Uwe Janssens, geht davon aus, dass die Intensivstationen "in kürzester Zeit" an die Grenze kommen werden. Deshalb müsse es eine finanzielle Kompensation geben, damit die Krankenhäuser, regional an die Infektionslage angepasst, in den Notfallbetrieb über gehen könnten.
Die Arbeitsgruppenleiterin des Helmholtz Zentrums für Infektionsforschung, Melanie Brinkmann, fügte hinzu, dass im Kampf gegen die Pandemie, nicht die Zahl der Intensivbetten, sondern die Prävention entscheidend sei. Man sage schließlich auch nicht: "Wir brauchen keinen Anschnallgurt mehr, weil unsere Chirurgen das mittlerweile echt gut drauf haben, Leute zusammenzuflicken."
Spahn versicherte indes, dass das Augenmerk der Regierung insbesondere dem Schutz derjenigen gelte, die besonders stark vom Virus betroffen seien: den Älteren, den Pflegebedürftigen und den Menschen mit Vorerkrankungen. Deswegen würden Schnelltests für Pflegeheime und Krankenhäuser zur Verfügung gestellt und Impfungen für besonders betroffene Gruppen vorbereitet für die Zeit, wenn ein Impfstoff zur Verfügung stehe. Er wies darauf hin, dass Deutschland nach Japan von der Bevölkerung her das "zweitälteste Land auf der Welt" sei. Damit sei schon per Definition die Risikogruppe eine ziemlich große.
Der Vizepräsident des Robert Koch-Instituts, Lars Schaade, beschrieb das aktuelle Infektionsgeschehen: Anfang Oktober seien täglich zwischen 1.000 und 4.000 Fälle übermittelt worden. Einen Monat später seien es im Schnitt 15.000 Fälle. Er warnte: "Wenn das genauso weiterginge, hätten wir bis Weihnachten über 400.000 gemeldete Neuinfektionen pro Tag."