Münster, Hannover (epd). Im Missbrauchsfall von Münster hat die Staatsanwaltschaft weitere Anklagen gegen den mutmaßlichen Haupttäter und einen weiteren Beschuldigten aus Hannover erhoben. In der Anklage geht es um mehrere Fälle des Missbrauchs, die im Jahr 2019 in einer Wohnung in Hannover an dem heute elfjährigen Sohn der Lebensgefährtin des 27-jährigen mutmaßlichen Haupttäters begangenen worden seien, wie die Staatsanwaltschaft am Montag in Münster mitteilte. Der 50-jährige Angeschuldigten aus Hannover soll im Juni 2019 an dem Jungen sexuelle Handlungen vorgenommen haben, zu einem schweren Missbrauch sei es laut Staatswaltschaft dabei nicht gekommen. Bei einem anderen Treffen im November soll der Angeschuldigte das Kind dann schwer sexuell missbraucht haben.
Dem Angeschuldigten aus Münster wirft die Staatsanwaltschaft vor, Beihilfe bei den Taten des Hannoveraners durch Unterlassen geleistet zu haben. Außerdem soll der Mann ebenfalls in der Wohnung in Hannover den Jungen einmal schwer sexuell missbraucht haben. Der 27-Jährige soll den Jungen mit dem Wissen nach Hannover gebracht haben, dass es dort zu möglichen sexuellen Missbrauchshandlungen kommen könnte. Der Angeschuldigte sei nach Bewertung der Staatsanwaltschaft wegen seiner Verantwortung gegenüber dem Jungen dazu verpflichtet gewesen, die sexuellen Handlungen zu verhindern. Er habe mit Einverständnis der Mutter faktisch die Vaterrolle für ihren Sohn übernommen.
Die beiden Männer hätten sich bislang nicht zu den Tatvorwürfen geäußert, hieß es. In dem Kindesmissbrauchsverfahren müssen sich ab dem 12. November fünf Angeschuldigte vor dem Landgericht Münster verantworten. Bis zum 25. Februar sind bislang knapp 30 Verhandlungstage vorgesehen (AZ: 1 KLs 14/20). Die Anklageschrift richtet sich gegen den Hauptverdächtigen aus Münster und dessen Mutter, wie das Gericht erklärte. Zudem sind drei Männer aus Staufenberg (Hessen), Hannover (Niedersachsen) und Schorfheide (Brandenburg) angeklagt. Die fünf Angeschuldigten befinden sich in Untersuchungshaft.
Der Hauptverdächtige aus Münster soll zudem zusammen mit den weiteren angeschuldigten Männern in mehrtägigen Treffen in einer Gartenlaube in Münster mindestens zwei Kinder missbraucht haben. Insgesamt werden den Angeschuldigten Missbrauchsfälle zwischen 2018 und Mai 2020 vorgeworfen.