Wechsel an der Spitze der evangelischen Kirche
Bedford-Strohm will 2021 Ratsvorsitz abgeben
Mitten in der Diskussion über kirchliche Reformen macht Heinrich Bedford-Strohm Platz an der Spitze der evangelischen Kirche. Ein Jahr bleibt nun Zeit für die Suche nach einem Nachfolger. Bis dahin habe er noch viel zu tun, sagt Bedford-Strohm.
29.10.2020
epd
Von Franziska Hein (epd)

München (epd). Im Herbst 2021 wird es einen Wechsel an der Spitze der evangelischen Kirche geben: Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, kündigte am Donnerstag an, er wolle im kommenden Jahr nicht noch einmal für das Amt kandidieren. Was schon länger in kirchlichen Kreisen kolportiert wurde, wird eine Woche vor der Jahrestagung des evangelischen Kirchenparlaments offiziell. Er sei jetzt so oft gefragt worden, ob er erneut kandidiere, dass es Zeit gewesen sei, nicht länger die Antwort zu verweigern und Spekulationen zu vermeiden, sagte Bedford-Strohm dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Die evangelische Kirche verliert in ihrer vordersten Reihe einen streitbaren und profilierten Protestanten. Doch passend zu den nun bevorstehenden intensiven Reformdiskussionen ist dann auch Platz für einen Generationenwechsel. Am 8. und 9. November berät die EKD-Synode über strukturelle Reformen, wegen der Corona-Pandemie rein digital. Theoretisch hätte sich der bayerische Landesbischof noch einmal für den Ratsvorsitz zur Wahl stellen können. Seit 2014 steht er an der Spitze der evangelischen Kirche. Doch nun solle "jemand Neues ran", der neue Akzente setze, sagte der 60-Jährige im Bayerischen Rundfunk (BR).

Schon seit längerer Zeit wurde angenommen, dass er nicht erneut als Ratsvorsitzender kandidieren würde. Denn Bedford-Strohm feierte im März seinen 60. Geburtstag und scheidet 2023 turnusmäßig als bayerischer Landesbischof aus dem Amt. Ein neuer Ratsvorsitzender oder eine Ratsvorsitzende wäre aber bis 2027 im Amt. Es ist in der EKD üblich, dass leitende Geistliche diese Aufgabe übernehmen. Im Herbst 2021 wird eine neu zusammengesetzte Synode einen neuen 15-köpfigen Rat wählen. Der Rat bestimmt aus seiner Mitte einen neuen Vorsitzenden oder eine neue Vorsitzende.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, äußerte Bedauern über Bedford-Strohms Entscheidung. "Der Ratsvorsitzende ist eine Persönlichkeit, deren Herz für die Ökumene brennt", sagte Bätzing dem epd. In Bedford-Strohms Amtszeit fiel die Jubiläumsfeier zum 500. Jahrestag der Reformation. Gemeinsam mit Bätzings Vorgänger, dem Münchner Kardinal Reinhard Marx, hatte Bedford-Strohm das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 als ökumenisches Christusfest begangen.

Bedford-Strohms Weggefährte Michael Diener, Mitglied im Rat der EKD, sagte dem epd, er halte es für richtig, diese Entscheidung vor der letzten Tagung der Synode öffentlich zu machen, die ihm so deutlich das Vertrauen ausgesprochen und immer erhalten habe. "Das lässt nun ein Jahr Zeit, die Nachfolgefrage in allen Gremien zu erörtern und zu klären und gibt ihm viel Freimut, dieses letzte Jahr zu gestalten", sagte der Theologe, der bis September Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands war.

Bedford-Strohm bleibt als Ratsvorsitzender im Amt, bis eine neu konstituierte Synode einen neuen Rat gewählt hat. "Ich freue mich jetzt auf ein ganzes weiteres Jahr meiner Amtszeit, in dem ich mich weiter mit aller Kraft für die EKD einsetzen werde", sagte Bedford-Strohm dem epd. "Zu tun gibt es genug! Trost und Orientierung in der Zeit der Pandemie und ein Vorwärtstreiben der Reformprozesse in unserer Kirche."