Berlin (epd). Intensivmediziner fordern von der Politik angesichts rasant steigender Infektionszahlen in der Corona-Pandemie einen Plan zur Entlastung der Krankenhäuser. Es gebe bislang keine regulatorischen Maßnahmen von staatlicher Seite, dass Krankenhäuser schrittweise auf den Corona-Notbetrieb umstellen könnten, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Uwe Janssens, am Donnerstag in Berlin. Es sei keine finanzielle Kompensation in Aussicht gestellt worden, weshalb die meisten Kliniken aus Sorge vor großen Einnahmeverlusten das Routineprogramm vollumfänglich fortführten. Das steigere den Druck auf die Intensivmedizin außerordentlich.
Laut dem am Mittwoch gefällten Bund-Länder-Beschluss heißt es dazu lediglich, dass die Krankenhäuser "weiterhin bei der Bereitstellung von Intensivbetten unterstützt werden" sollen. Außerdem: "Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern werden zeitnah praktikable Lösungen erarbeiten, die auch die Fortführung finanzieller Unterstützungen enthalten soll."
Der Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Stefan Kluge, wies darauf hin, dass schon vor der Corona-Pandemie bis zu 30 Prozent der Intensivbetten nicht belegt werden konnten, da das Pflegepersonal fehlte. Dieser Personalmangel könne sich weiter verschärfen, wenn sich zunehmend auch Krankenhausmitarbeiter infizierten. Daher müsse man sehr genau darauf achten, dass das Coronavirus nicht in die Krankenhäuser hineinkommen. Einen 100-prozentigen Schutz gebe es aber nicht.
Der Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie an der Charité, Norbert Suttorp, sagte, im Winter habe die Berliner Klinik - auch wegen Influenza, Pneumonie oder Pneumokokken - immer eine 100-Prozent-Belegung. Die Covid-19-Patienten kämen nun noch hinzu.
Der Chefarzt der Infektiologie der München Klinik Schwabing, Clemens Wendtner, äußerte sich hoffnungsvoll, dass die von Bund und Ländern beschlossenen Einschränkungen in wenigen Wochen positive Effekte zeigten und sicherstellten, dass das Gesundheitssystem weiter funktionsfähig bleibe.