Düsseldorf (epd). Wer während der Corona-Pandemie Einkommensverluste erleidet, blickt laut einer Studie sorgenvoller als andere auf die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland. So äußern 40 Prozent der Menschen mit Einkommensverlusten gegenüber 32 Prozent ohne Einbußen die Befürchtung, dass Einschränkungen der Grundrechte nach der Krise nicht zurückgenommen werden, wie eine am Donnerstag in Düsseldorf veröffentlichte Umfrage der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung ergab. Daran hatten im April und Ende Juni mehr als 6.000 Menschen online teilgenommen.
Bei manchen Menschen mit Einkommensverlusten sei die "Empfänglichkeit für Verschwörungsmythen" spürbar erhöht, sagten die Autoren Bettina Kohlrausch und Andreas Hövermann vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Stiftung. So hätten im Juni von dieser Gruppe knapp 45 Prozent der Aussage "Ich kann mir vorstellen, dass die Pandemie von Eliten benutzt wird, um die Interessen von Reichen und Mächtigen durchzusetzen" zugestimmt. Bei Menschen ohne Einkommensverluste seien dies 36 Prozent gewesen.
Kohlrausch und Hövermann mahnten, solche Entwicklungen ernst zu nehmen. Da Gehaltseinbußen sowie die Wahrnehmung einer ungleichen Verteilung der Krisenlasten auch gesamtgesellschaftlich destabilisierend wirken könnten, müssten weitere Maßnahmen auch die Entwicklung der sozialen Gerechtigkeit berücksichtigen, erklärten die Wissenschaftler.
Insgesamt hat in der Umfrage ein Drittel der Befragten (32 Prozent) erklärt, durch die Pandemie Einkommenseinbußen zu haben. Im April hätten 49 Prozent Einbußen erlitten oder mit solchen gerechnet, im Juni seien es 44 Prozent gewesen, "was die leichte Entspannung der Situation widerspiegelt", hieß es. Auffällig sei, dass Menschen mit Migrationshintergrund um knapp sechs Prozent häufiger Einkommen eingebüßt hätten als Befragte ohne familiäre Zuwanderungsgeschichte. Auch Eltern hätten um sieben Prozent häufiger auf Einkommen verzichten müssen als Kinderlose.
Wer bereits vor der Corona-Krise ein niedriges Einkommen hatte, sei überdurchschnittlich häufig von Verlusten betroffen, hieß es weiter. Demnach hatten in der Einkommensgruppe mit maximal 900 Euro netto monatlich fast 48 Prozent der Befragten Einkommenseinbußen hinzunehmen, während es in der Gruppe mit mehr als 4.500 Euro netto knapp 27 Prozent waren.