Berlin (epd). Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Wohnungslosenhilfe appelliert an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen der Länder, bei ihren Pläne zu verschärften Corona-Maßnahmen auch die besondere Situation wohnungsloser Menschen zu beachten. "Die von allen Bürgerinnen und Bürgern geforderte soziale Distanz, die notwendigen Hygienemaßnahme, der weitestgehende Rückzug in die eigenen vier Wände ist nicht mit den Lebensumständen wohnungsloser Menschen vereinbar", erklärte BAG-Geschäftsführerin Werena Rosenke am Mittwoch in Berlin. Die Wohnungslosenhilfe benötige sofort zusätzliche Räumlichkeiten für Beratungen, Tagesaufenthalte, Essensausgaben und Übernachtungsstellen. "Sonst sind die Kontaktbeschränkungen nicht zu gewährleisten", sagte Rosenke.
In den vergangenen Monaten hätten die Dienste und Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe versucht, sich gemäß einer "neuen Normalität" zu organisieren, um die Hilfeangebote für wohnungslose Menschen zu erhalten. Beratungen und Essensausgaben fanden im Freien statt, häufig mit Spendengeldern wurden Schutzutensilien beschafft. "Diese Provisorien werden in der kommenden kalten Jahreszeit nicht mehr funktionieren", betonte die Sozialexpertin.
Angesichts der Pläne, Verstöße in der Öffentlichkeit gegen Kontaktbeschränkungen künftig verschärft zu sanktionieren, forderte Rosenke, Menschen auf der Straße dürften nicht "mit Ordnungsstrafen drangsaliert" werden - erst recht nicht in Städten, in denen es keine ausreichende Zahl an Unterkünften gebe und Tageseinrichtungen den Zugang beschränken müssten.
Die BAG forderte, zusätzliche Hotel- und Pensionszimmer und Jugendherbergen anzumieten, um eine Belegung unter Wahrung der Abstandsregeln zu ermöglichen. Bund und Länder sollten dafür unbürokratisch zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Außerdem sollten in den Diensten und Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe Corona-Schnelltests ermöglicht werden.