"Impfstoffnationalismus". Führende Politiker sind jedoch optimistisch,
durch internationale Zusammenarbeit die Covid-19-Pandemie in den Griff
bekommen zu können.
Berlin (epd). Führende Politiker weltweit haben die Notwendigkeit stärkerer internationaler Zusammenarbeit zur Bekämpfung der Corona-Pandemie betont. Der Covid-19-Ausbruch sei die größte Krise der modernen Zeit, sagte UN-Generalsekretär António Guterres bei der Eröffnung des virtuellen Weltgesundheitsgipfels (World Health Summit) am Sonntag. Wenn Länder jedoch den Erkenntnissen von Wissenschaftlern folgen und zusammenarbeiten würden, könne die Pandemie bewältigt werden.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte in einer Videobotschaft, die schnelle Ausbreitung des Virus habe weltweit für eine enorme Mobilisierung von Ressourcen und neuen Erfindungsgeist gesorgt. Dadurch sei es wahrscheinlich, dass es in absehbarer Zeit neue Testverfahren, Behandlungsmethoden und Impfstoffe gebe.
Steinmeier warnte jedoch vor der Tendenz mancher Länder, Dosen eines möglichen Impfstoffs in großen Mengen zuerst für die eigene Bevölkerung zu reservieren und in einen "Impfstoffnationalismus" zu verfallen. Stattdessen müsse es globale Regeln geben, wie sie die Impfstoffinitiative Covax vorsieht, sagte er.
Von den Regeln über die Verteilung eines möglichen Impfstoffs gegen Covid-19, auf die sich die Weltgemeinschaft in den kommenden Wochen einigen müsse, hingen viele Menschenleben ab, sagte Steinmeier. Er rief besonders die USA dazu auf, internationale Bemühungen zur gerechten Verteilung zu unterstützen. Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, erklärte, Zusammenarbeit sei der einzige Weg für die Weltgemeinschaft, sich von der Krankheit zu erholen.
Die Initiative Covax koordiniert die Entwicklung möglicher Impfstoffe und will die Bereitstellung von rund zwei Milliarden Dosen weltweit bis Ende 2021 erreichen. Davon sollen auch die Einwohner in armen Ländern profitieren. Mehr als 170 Staaten und verschiedene Organisation haben sich der Impfstoffinitiative Covax angeschlossen. Die USA sind bisher nicht Teil der Initiative.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte auf dem Weltgesundheitsgipfel am Sonntag die Schaffung einer Gesundheitsunion der 27 EU-Mitgliedsländer an. Teil dieses Vorhabens seien unter anderem die Gründung einer neuen europäische Agentur für biomedizinische Forschung und Entwicklung sowie ein Dienst für den Datenabgleich von Corona-Warn-Apps, der die Nachverfolgung von Coronavirus-Infektionen über Grenzen hinweg ermöglichen soll.
Der Weltgesundheitsgipfel gilt als eine der wichtigsten Konferenzen zur internationalen Gesundheitspolitik. Rund 300 Wissenschaftler, Politiker sowie Vertreter aus Industrie und Zivilgesellschaft nehmen an der Konferenz teil, die in diesem Jahr virtuell stattfindet. Das Forum wurde 2009 zum 300-jährigen Jubiläum der Berliner Charité gegründet und findet in diesem Jahr zum 12. Mal statt.