Berlin, La Paz (epd). In Bolivien stehen die Sozialisten vor einem überraschenden und deutlichen Wahlsieg. Ihr Präsidentschaftskandidat Luis Arce (57) lag nach Auszählung von rund 85 Prozent der Stimmen bei rund 53 Prozent, wie aus der Veröffentlichung der Wahlbehörde am Mittwochmorgen hervorging. Sein Kontrahent, der Liberal-Konservative Carlos Mesa (67), kam auf etwa 29 Prozent der Stimmen. Damit hat Arce, der unter dem vorherigen Präsidenten Evo Morales lange Wirtschaftsminister war, bereits in der ersten Runde am Sonntag überraschend die Wahl für sich entschieden. Umfragen vor der Wahl hatten auf eine Stichwahl zwischen den beiden Kontrahenten hingedeutet.
Morales war vor einem Jahr unter dem Druck des Militärs zurückgetreten und ging ins Exil. Seitdem amtierte eine konservativ geführte Übergangsregierung. Nun steht die von Morales gegründete Partei Bewegung für Sozialismus (MAS) vor einem unerwartet starkem Comeback. Vor allem in La Paz, Cochabamba und Oruro liegt sie weit vor ihren politischen Herausforderern. Dort feierten MAS-Anhänger spontan auf öffentlichen Plätzen. Rund sieben Millionen Bolivianer waren am vergangenen Sonntag aufgerufen, einen neuen Präsidenten sowie die Senatoren und Abgeordneten des Parlaments zu wählen.
Mesa erkannte bereits den Wahlsieg von Arce an und sprach von "einem klaren Trumpf". Auch der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Luis Almagro, gratulierte Arce zum Wahlsieg. Die Wahlbeobachter der OAS bescheinigten Bolivien eine geordnete und friedliche Abstimmung ohne größere Zwischenfälle.
Arce will in seiner Präsidentschaft das politisch tief gespaltene Andenland versöhnen. "Wir werden für alle Bolivianer regieren. Wir werden eine Regierung der nationalen Einheit aufbauen", hatte er angekündigt und auch im Wahlkampf Polarisierungen vermieden.