Frankfurt a.M., Lagos (epd). In Nigeria sind bei Protesten gegen Polizeigewalt mehrere Menschen getötet worden. In der Wirtschaftsmetropole Lagos seien etwa 20 Personen erschossen und mindestens 50 verletzt worden, berichtete der britische Sender BBC am Mittwoch unter Berufung auf Augenzeugenberichte. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International teilte am späten Dienstagabend auf Twitter mit, es sei zu massiver Gewalt und Toten gekommen, nannte aber zunächst keine Zahl.
In mehreren Städten des westafrikanischen Landes gehen Menschen seit Tagen auf die Straße, um gegen den übermäßigen Einsatz von Gewalt durch die Sicherheitskräfte zu demonstrieren. Die Proteste richteten sich zunächst vor allem gegen die Spezialeinheit Sars, die wegen ihrer Brutalität berüchtigt war.
Dem BBC-Bericht zufolge hatten Sicherheitskräfte am Dienstag vor der Schießerei in der Vorstadt Lekki Demonstranten daran gehindert, sich auf einem Platz zu versammeln. In Lagos gilt wegen der Unruhen eine ganztägige Ausgangssperre. Ein Sprecher der Regionalregierung kündigte Untersuchungen wegen des Gewaltausbruchs an.
Menschenrechtler werfen den nigerianischen Sicherheitskräften einen unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt vor. Die Spezialeinheit Sars sei zwischen 2017 und 2020 für mindestens 82 Fälle von Folter, Misshandlung und außergerichtlicher Hinrichtung verantwortlich, heißt es in einem Bericht von Amnesty International. Präsident Muhammadu Buhari hat als Reaktion auf die Proteste die Auflösung der Einheit angekündigt. Die vorwiegend jugendlichen Demonstranten fordern jedoch weitgehendere Polizeireformen.