Pfarrer Moritz Drucker sitzt in einem Geländewagen und fährt über den sandigen Boden zwischen Dünen hindurch. Der Wagen hält, der Pfarrer blickt in die Kamera und lädt die Zuschauer per Video-Botschaft zu einem Gottesdienst in der Wüste ein. Bis vor kurzem gehörte das zu seinem Arbeitsalltag im Auftrag der evangelischen Kirche. Nun ist er mit seiner Familie zurück in Deutschland und hat im September die Stelle des ersten Pfarrers in der Gemeinde St. Markus in Regensburg angetreten.
"Meine Erfahrungen aus Dubai fließen in meine Arbeit ein", sagt er. In Dubai hat die evangelische Kirche kein eigenes Gotteshaus und mietet etwa zwei Mal im Monat eine Kirche an. "Oft waren wir draußen", erklärt Drucker. "Ich habe mir immer neu überlegt, wie man Menschen locken kann." Zu seiner täglichen Arbeit gehörte daher die Suche nach geeigneten Orten. Oft lud er Gläubige ein, ihm in die Wüste zu folgen und einen Gottesdienst zu erleben. Auch Bergpredigten hat er gehalten und in Ställen mit Christen gefeiert. "Für die Menschen ging es um die Gemeinschaft", sagt er dazu. Seine Gottesdienste dienten, sich kennenzulernen.
Zurück in Deutschland will er dies beibehalten. "Ich möchte regelmäßig Gottesdienste außerhalb der Kirche anbieten." Denkbar ist für ihn, dass man nach Reitställen sucht, an der Donau predigt oder in ein Wirtshaus umzieht. Letzteres war bei den deutschen Christen in Dubai beliebt. "Die Predigt kam nach der Vorspeise und vor dem Hauptgang", sagt Drucker. Er sei aufgestanden und habe am Tisch gesprochen. "Danach gab es Schweinebraten."
Die christliche Botschaft habe die Menschen ohne besondere Kleidung und Rituale erreicht. Das will er auch in Deutschland schaffen. Regelmäßig hat er Gottesdienste in Gemeindeausflüge integriert. "Wir haben uns öfters ein Boot gemietet, und ich habe in der Badehose gepredigt", sagt er. "Mir hat es Spaß gemacht, weil ich so näher bei den Menschen war. Heutzutage muss man mutig sein, um Menschen zu erreichen." Zu seinen Aufgaben in Dubai gehörte es zudem, Deutsche im Gefängnis und im Krankenhaus zu besuchen.
Kommunikation per WhatsApp und Facebook
Etwa 3.000 deutschsprachige evangelische Christen leben in Dubai. "Meine Gemeinde hatte eine große Fluktuation", erklärt er. Menschen, die nach Dubai gehen, haben einen Arbeitsvertrag von drei bis fünf Jahren. "Es ist ein Kommen und Gehen." Seine Gottesdienste besuchten bis zu 80 Gläubige. Zu besonderen Festen wie Ostern kamen um die 150 Menschen, Weihnachten waren es geschätzt bis zu 600, die zur Kirche kamen.
Die Kommunikation mit den Gemeindemitgliedern lief über soziale Medien. "Anders kann man die Menschen dort schwer erreichen." WhatsApp und Facebook will Drucker, soweit es in Deutschland erlaubt ist, bei seiner Stelle in Regensburg nutzen. Während des Lockdowns musste Drucker wie seine Kollegen hier ohnehin auf das Internet ausweichen.
Freude auf die Arbeit mit Senioren
"Ich habe von meinem Wohnzimmer aus gepredigt und Videos veröffentlicht", sagt er. In Dubai durfte man während des Lockdowns nur zwei Mal die Woche das Haus verlassen und musste dies vorher bei der Polizei ankündigen.
Die Pfarrstelle in Regensburg war für Drucker die erste Wahl. Er ist hier aufgewachsen und war in der Dekanatsjugend aktiv. Besonders freut er sich auf die Arbeit mit Senioren. "In Dubai gab es in meiner Gemeinde keine älteren Menschen, weil alle Deutschen einen Arbeitsvertrag haben müssen."