Quito, Santiago de Chile (epd). In Chile ist es ein Jahr nach Beginn der sozialen Unruhen erneut zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen. In der Hauptstadt Santiago zündeten Unbekannte am Sonntag (Ortszeit) zwei Kirchen an, darunter auch die institutionell genutzte Kirche der Carabineros, wie die Zeitung "La Tercera" berichtete. Supermärkte wurden geplündert und Straßenbarrikaden errichtet. Rund 25.000 Menschen demonstrierten laut lokalen Medienberichten weitgehend friedlich rund um den Platz Baquedano im Zentrum der Stadt, es kam allerdings auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die Behörden sprachen am frühen Abend von etwa 18 verletzten Beamten.
Innenminister Víctor Pérez verurteilte die Brandanschläge "auf das Schärfste" und betonte gleichzeitig, dass die Metro und die gesamte kritische Infrastruktur angemessen geschützt worden seien. Bereits am Freitagabend hatte es im Vorfeld des Jahrestages gewaltsame Proteste gegeben.
Am 18. Oktober 2019 hatten die Proteste nach einer Fahrpreiserhöhung der Metro begonnen und sich massiv ausgeweitet. Mehr als eine Million Menschen gingen gegen die soziale Ungleichheit und für Sozialreformen auf die Straße. Die Regierung unter dem konservativen Präsidenten Sebastián Piñera lenkte im November vergangenen Jahres ein und kündigte die Erarbeitung einer neuen Verfassung an.
Die aktuelle Verfassung stammt noch aus der Zeit der Militärdiktatur unter Augusto Pinochet (1973-1990), der eine neoliberale Politik verfolgte und unter anderem die Altersversorgung sowie das Bildungswesen privatisierte.
Das ursprünglich für April geplante Referendum über die Erarbeitung einer neuen Verfassung wurde wegen der Corona-Pandemie verschoben und soll nun am kommenden Sonntag (25. Oktober) stattfinden.