Hannover (epd). Die Sozialwissenschaftlerin Yvette Völschow sieht angesichts der sich verschärfenden Corona-Situation Gefahren für die psychische Gesundheit in der dunklen Jahreszeit. Einige Menschen könnten überreagieren, sagte sie der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse" (Samstag). "Andererseits könnten in dieser Zeit, die ja auch voller Erwartungen steckt, Menschen durch die Maßnahmen eher wieder herunterfahren." Möglicherweise bekomme dann gerade deswegen Weihnachten zu Recht das Attribut "Besinnlichkeit".
Es seien nicht allein jüngere Menschen, die sich etwa mit Feiern gegen die Regeln stemmten, sagte die Wissenschaftlerin von der Universität Vechta. "In der Regel ist es die jüngere Generation, die feiert und sich gerade in Lebensphasen befindet, in denen sie etwas erleben möchte und noch keine eigene Familie gegründet hat." Allerdings handele es sich bei den ausufernd Feiernden um eine Minderheit.
Auch ältere Menschen vernachlässigten die Hygieneregeln, dies zeigten "Superspreader-Events" wie Familienfeiern in Gaststätten, Gottesdienste oder Infektionen in Schlachtbetrieben. "Bei Jüngeren ist dagegen auch viel Verantwortungsbewusstsein vorhanden - bis hin zu Unterstützungsleistungen für ältere und kranke Personen in der Nachbarschaft."
Wie einzelne Menschen reagierten, hänge mit ihrem Umgang mit Unsicherheiten zusammen, erläuterte Völschow. Während die einen mit Rebellion auf neue, verunsichernde Situationen reagierten, wählten andere den Rückzug. Wieder andere setzten Vorschriften zwar um, stünden aber nicht wirklich dahinter und wollten einfach ihre Ruhe. Wiederum andere überlegten sich, wie sie mit legalen oder illegalen Mitteln das Beste aus der Situation machen könnten.