Berlin (epd). Ein Netzwerk prominenter Frauen fordert eine Quote für Frauen in Vorständen großer deutscher Unternehmen. Es sei möglich, Frauen für diese Positionen zu finden, sagte die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), Jutta Allmendinger, am Donnerstag in Berlin. "Diese Frauen gibt es", sagte sie. Die Unternehmen engagierten sich aber zu wenig, diese Frauen zu finden.
Die Initiative, zu der unter anderem auch die Schauspielerin und Produzentin Maria Furtwängler und die Aufsichtsrätin Janina Kugel gehören, unterstützt die Pläne von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht und Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (beide SPD) für eine Quote in Vorständen. Eine gesetzlich festgeschriebene Quote für Frauen gibt es bislang nur für Aufsichtsräte großer deutscher Unternehmen, in Höhe von 30 Prozent. In Vorständen ist die Besetzung der Posten weiter freiwillig.
Die Erfahrungen zeigen, dass durch die Quote in Aufsichtsräten der Anteil von Frauen dort wie vorgeschrieben gestiegen ist. In Vorständen hat sich dagegen wenig bewegt. Laut dem Managerinnenbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) lag der Frauenanteil in Vorständen großer und mitbestimmungspflichtiger Firmen 2019 bei 10,4 Prozent. Die deutsch-schwedische Allbright Stiftung veröffentlichte kürzlich eine Studie, wonach der Anteil bei den 30 Dax-Konzernen sogar zurückgegangen ist. "Frauen verlieren an Boden", sagte Allmendinger.
Lambrecht und Giffey wollen auch für Vorstände eine gesetzliche Quote durchsetzen. In der Koalition ist das Gesetzesvorhaben aber noch umstritten. Die Unternehmensexpertin Janina Kugel sagte, das bislang geplante Gesetz solle nur für aktiendotierte Unternehmen und den öffentlichen Dienst gelten. Kleine Unternehmen seien ausgeschlossen. In der politischen Diskussion geltend gemachte rechtliche Bedenken seien damit in ihren Augen nichtig, sagte die Senior Advisorin bei der Boston Consulting Group.
Lambrecht begrüßte die Kampagne der prominenten Frauen: "In unserem Land gibt es ausreichend exzellent ausgebildete Frauen, die Leitungsverantwortung übernehmen können und dies auch wollen", sagte sie. Schon heute trügen Frauen mit hoher Qualifikation und Leistung zum Unternehmenserfolg bei. "Das muss sich auch in den Führungsebenen der Unternehmen zeigen", sagte die Ministerin.
Nachdrücklich sprachen sich die Vertreterinnen der Kampagne für eine Quote von 30 Prozent aus. Erst ab dieser von Allmendinger als "magisch" bezeichneten Grenze ließen sich Strukturen verändern, sagte Kugel und verwies auf familienkompatible Arbeitszeiten und Meetings. Auch in der Kultur veränderten sich erst ab 30 Prozent gewisse Verhaltensrituale. "Erst bei drei von zehn sind bestimmte Witze nicht mehr witzig", sagte sie in Anspielung auf sexistische Sprüche.