Berlin (epd). Zwischen Mai und August haben sich deutlich weniger AOK-versicherte Angestellte krankgemeldet als im Vorjahreszeitraum. So hätten die Versicherten im Mai an 4,4 Prozent der Tage krankheitsbedingt gefehlt, im Vorjahresmonat habe der Wert bei 5,2 Prozent gelegt, teilte das Wissenschaftliche Institut der AOK am Donnerstag in Berlin mit. Entwarnung gebe es aber nicht, sagte der stellvertretende Geschäftsführer des Instituts, Helmut Schröder: "Es bleibt abzuwarten, wie sich die steigenden Covid-19-Infektionszahlen und der mögliche Anstieg von Atemwegserkrankungen im Herbst und Winter bei den Krankenständen bemerkbar machen werden."
Viele Beschäftigte hätten vermutlich aus Angst vor einer Infektion den Gang zum Arzt vermieden, sagte Schröder. Der Rückgang könne auch mit den Corona-Schutzmaßnahmen zusammenhängen. "Mehr Homeoffice, weniger Mobilität und die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln dürften zum Rückgang beigetragen haben", sagte er.
Im Jahr 2020 sei zudem nach einem stetigen Anstieg der Zahl der Krankschreibungen wegen psychischer Probleme in den vergangenen Jahren erstmals ein Rückgang dieser Fälle zu beobachten, meldete das AOK-Institut. Zwischen Januar und August dieses Jahres habe es 11,1 Arbeitsunfähigkeitsfälle pro 100 AOK-Mitglieder wegen psychischer Erkrankungen gegeben. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum seien es zwölf gewesen.
Gleichzeitig habe die Länge dieser Krankschreibungen sprunghaft zugenommen. So seien die durchschnittlichen Fehlzeiten bei psychischen Erkrankungen im August 2020 mehr als drei Tage länger gewesen als im Vorjahreszeitraum (2019: 25,9 Tage; 2020: 29,3 Tage). "Offenbar haben Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen verstärkt auf die Einschränkungen und Belastungen reagiert, die mit der Pandemie einhergingen, und waren dadurch über einen längeren Zeitraum arbeitsunfähig", sagte Schröder.