Berlin (epd). Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) hält die Bund-Länder-Verabredungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie für unzureichend. Die Beschlüsse seien ein wichtiger Schritt, "aber sie werden vermutlich nicht ausreichen", sagte Braun am Donnerstag im "Morgenmagazin" der ARD mit Verweis auf die stark steigenden Infektionszahlen in Deutschland. Jetzt komme es auf die Bevölkerung an. Man solle nicht nur schauen, was erlaubt ist. "Wir müssen im Grunde genommen mehr machen und vorsichtiger sein als das, was die Ministerpräsidenten gestern beschlossen haben", sagte der CDU-Politiker.
Am Donnerstagmorgen meldete das Robert Koch-Institut 6.638 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus, rund 1.500 mehr als tags zuvor. 33 neue Todesfälle kamen hinzu. Damit stieg die Zahl der in Deutschland im Zusammenhang mit Covid-19 gestorbenen Menschen auf 9.710.
Nach Worten Brauns steht außer Frage, dass Deutschland am Beginn "einer sehr großen zweiten Welle" der Corona-Pandemie steht. "Und am Anfang dieser zweiten Welle haben wir es in der Hand, den Infektionsverlauf aufzuhalten", sagte er. Je länger man auf entschlossene Maßnahmen verzichte, desto folgenreicher sei das nicht nur für die Gesundheit der Menschen, sondern auch für die Wirtschaft. Sie hätte bei ähnlichen starken Einschränkungen wie im Frühjahr auf Jahre hinaus darunter zu leiden.
In der Debatte um das von den Bundesländern uneinheitlich geregelte Beherbergungsverbot für Reisende aus Risikogebieten stellte Braun klar: "Jetzt ist nicht die Zeit für Reisen." Es sei an der Zeit, seine Kontakte in allen Lebensbereichen deutlich zu reduzieren.
Bund und Länder hatten sich am Mittwoch in Berlin bei einem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Regierungschefs und -chefinnen der Bundesländer auf einheitlichere Regeln im Umgang mit der Corona-Pandemie verständigt. Sie einigten sich angesichts bundesweit steigender Infektionszahlen darauf, in Hotspots mit vielen Ansteckungen die Maskenpflicht zu verschärfen und Feiern noch stärker einzuschränken. Zudem soll künftig schneller auf regionale Ausbruchsgeschehen reagiert werden. Bereits bei 35 Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche sollen Maßnahmen erfolgen. Liegt die sogenannte Inzidenz bei 50, sollen noch einmal schärfere Einschränkungen gelten.