Düsseldorf, Berlin (epd). Ärztepräsident Klaus Reinhardt fordert von Bund und Ländern, die Beherbergungsverbote für Urlauber aufzuheben. Er halte die Verbote für Gäste aus Corona-Hotspots "für überflüssig und sogar schädlich", sagte der Präsident der Bundesärztekammer der "Rheinischen Post" (Mittwoch) vor den Beratungen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Bereits im Sommer habe es einen äußerst starken Reiseverkehr innerhalb Deutschlands gegeben. Dabei sei es aber nicht zu einer bedeutsamen Steigerung des Infektionsgeschehens gekommen.
"Warum nun ausgerechnet Kleinfamilien in ihren Ferienhäusern die Infektionszahlen hochschnellen lassen sollten, erschließt sich nicht", kritisierte der Ärztepräsident. Stattdessen würden die Menschen durch die unterschiedlichen und schlecht kommunizierten Maßnahmen verunsichert und verwirrt. "Das trägt sicher nicht zu mehr Akzeptanz der Anti-Corona-Politik von Bund und Ländern bei." Die meisten Bürgerinnen und Bürger seien gerne bereit, einen Beitrag zur Pandemieprävention zu leisten. "Aber dann müssen die von der Politik beschlossenen Maßnahmen in sich konsistent und nachvollziehbar sein", forderte der Berliner Arzt.
Die Ministerpräsidenten der Länder treffen sich am Mittwochnachmittag mit der Kanzlerin, um über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise zu beraten. Die Zahl der Infektionen mit dem Corona-Virus war in den vergangenen Wochen stark gestiegen. Viele Bundesländer oder Städte haben deswegen neue Einschränkungen beschlossen, etwa eine Sperrstunde für Restaurants und Kneipen. Für kontroverse Debatten sorgt das Beherbergungsverbot, das einige Bundesländer für Gäste aus Risikogebieten erlassen haben.