Augsburg (epd). Die deutschen Kinder- und Jugendärzte warnen vor einem Mangel an Grippe-Impfstoff in den kommenden Monaten. Die von der Bundesregierung geplante Menge von 26 Millionen Impfdosen reiche nicht annähernd für die gesamte Bevölkerung und möglicherweise nicht einmal für alle Risikopatienten, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, der "Augsburger Allgemeinen" (Mittwoch). "Wenn man von 83 Millionen Menschen in diesem Land ausgeht und davon diejenigen abzieht, die noch kein halbes Jahr alt sind, dann ist selbsterklärend, dass diese Menge nur ausreichen kann, wenn man von einer nach wie vor niedrigen Impfrate ausgeht."
Politiker und Mediziner raten in diesem Jahr mit besonderem Nachdruck zur Grippe-Impfung, um in Zeiten der Corona-Pandemie schwerwiegende Doppelerkrankungen zu verhindern. "Uns ist unter den derzeitigen Bedingungen wichtig, dass diejenigen geimpft werden können, die in den Indikationsbereich fallen, also zum Beispiel chronisch kranke Kinder oder eben auch ältere Menschen", sagte Fischbach. Derzeit reiche die Impfstoffmenge aber offenbar nur für rund zwei Drittel der Risikopatienten. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums wurden für diese Saison sechs Millionen Impfdosen mehr bestellt als für die Regelversorgung üblich.
Der Kinderärzte-Präsident sprach sich für eine "generelle Grippe-Impfung für alle Altersgruppen" aus und forderte, dass dafür mehr Impfdosen hergestellt werden. Der Kölner Arzt zeigte sich zugleich beunruhigt, dass die Zahl derjenigen, die sich gegen die Grippe impfen lassen wollen, bisher nicht gestiegen sei: "Wahrscheinlich wird die Gefahr von Corona im Vergleich zur Grippe nicht korrekt bewertet. In der Grippesaison 2017/2018 hatten wir 25.000 Tote zu beklagen."
epd fu