Berlin (epd). Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs geht von einer hohen Dunkelziffer an sexuellen Gewalttaten im Sport aus. Die Vorsitzende der Kommission, Sabine Andresen, sagte am Dienstag in Berlin, man habe es vielfach mit einer Vertuschung der Übergriffe zu tun. Häufig seien die Täter geschützt worden. Sie forderte die Verantwortlichen im Sport auf, das eigene Versagen aufzuarbeiten.
Rund sieben Millionen Kinder und Jugendliche seien im Sport aktiv und machten dort wichtige Erfahrungen, sagte Andresen. Aber der Sport sei auch ein Ort, an dem Kinder nicht geschützt worden seien. Während bei der Prävention inzwischen Bemühungen zu erkennen seien, sexueller Gewalt vorzubeugen, stehe die Aufarbeitung vergangener Taten noch am Anfang.
Andresen äußerte sich anlässlich eines öffentlichen Hearings über sexuellen Kindesmissbrauch im Sport. Offenbar hätten es Betroffene im Breiten- und Leistungssport besonders schwer, Gehör zu finden, sagte sie. Vielfach seien sie noch als Erwachsene zurückgewiesen worden, wenn sie sich wegen der Taten an ihre Vereine gewendet hätten. Bei der Kommission haben sich bisher rund 100 Betroffene, überwiegend Frauen, gemeldet. Die Mehrzahl der Täter waren Andresen zufolge Männer.
Im Zentrum der Arbeit der Aufarbeitungskommission stehen Anhörungen von Menschen, die sexuelle Gewalt erlebt haben. Auf dieser Grundlage veröffentlicht sie ihre Berichte über unterschiedliche Themenfelder. Nach eigenen Angaben hat die Kommission seit 2016 insgesamt 1.303 Betroffene mündlich angehört und 444 schriftliche Schilderungen entgegengenommen. Ihr liegen Anmeldungen für 1.951 weitere Anhörungen vor.