Hannover (epd). Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) befürchtet als Folge von Corona die Zunahme eines krankhaften Waschzwangs. Die meisten Fälle registriere sie bei den 45- bis 59-Jährigen, teilte die Kasse am Montag in Hannover mit. Frauen sind demnach häufiger betroffen als Männer. Zugleich verwiesen die Experten aber darauf, dass sich derzeit 93 Prozent der Versicherten nach dem Nach-Hause-Kommen die Hände waschen. Das sei vernünftig, hieß es.
Zwar hätten Ärzte im vergangenen Jahr im Schnitt nur bei einem von 1.000 KKH-Versicherten einen Waschzwang diagnostiziert. Gegenüber 2009 gebe es aber bundesweit eine Steigerung um 82 Prozent, hieß es. Die Gründe, warum Menschen eine solche Zwangsstörung entwickelten, reichten von genetischen und psychischen Faktoren wie einer ängstlichen Persönlichkeit über die Erziehung in der Kindheit bis hin zu traumatischen Erlebnissen. Dazu gehöre auch die Angst vor einem unbekannten Keim wie dem Coronavirus.
Solche Zwangserkrankungen müssten im Blick behalten werden, gerade weil sie häufig an weitere psychische Leiden wie Depressionen oder Angststörungen gekoppelt seien, mahnte die Kasse. Auch gebe es eine hohe Dunkelziffer. Betroffene müssten vor allem ihre Hände, aber auch ihren Körper, ihre Kleidung, Gegenstände und häufig ihre gesamte Wohnung immer wieder exzessiv reinigen und desinfizieren. Das extreme Waschen zerstöre aber den Säureschutzmantel der Haut und Krankheitserreger hätten erst recht leichtes Spiel.