Berlin (epd). In Deutschland fehlen einer Untersuchung zufolge derzeit etwa 342.000 Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren. Das berichtet die Zeitung "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW). Die Betreuungslücke habe damit trotz Milliardeninvestitionen seit 2015 um mehr als 127.000 Plätze zugenommen. Bezogen auf alle Kinder unter drei Jahren gab es laut IW für jedes siebte von ihnen (14,4 Prozent) keinen Platz in Kindertagesstätten und bei Tagespflegepersonen. Im Jahr 2015 waren es 10,2 Prozent.
Das Bundesfamilienministerium verweise auf den Ausbau von 135.000 Plätzen seit 2015. "Es stimmt aber, dass weiterhin Plätze fehlen und auch, dass die Differenz zwischen Betreuungsbedarf und Betreuungsquote zwischen 2015 und 2020 gestiegen ist", sagte eine Sprecherin der "Welt am Sonntag". Der von den Eltern geäußerte Bedarf sei über die Jahre hinweg ebenfalls gestiegen - und zwar um 6,2 Prozentpunkte auf 49,4 Prozent im Jahr 2019. Das entspricht laut Zeitung nach IW-Berechnungen rund 1,17 Millionen benötigten Plätzen für unter Dreijährige.
Im März besuchten laut Statistischem Bundesamt 829.200 Kinder in diesem Alter eine Tagesstätte oder eine öffentlich geförderte Tagespflege, die Betreuungsquote betrug 35 Prozent. "Immer mehr Eltern wünschen sich immer früher einen Betreuungsplatz für ihr Kind", hieß es laut "Welt am Sonntag" im Familienministerium. Gleichzeitig seien auch die Kinderzahlen in der Bevölkerung seit Jahren gestiegen, "sodass allein um die Inanspruchnahmequote konstant zu halten, ein Ausbau stattfinden musste".
In den Bundesländern ist die Entwicklung der IW-Berechnung zufolge zum Teil sehr unterschiedlich. Das Saarland ist negativer Spitzenreiter. Dort fehlte für 19,8 Prozent der Kinder unter drei Jahren ein öffentlich geförderter Betreuungsplatz. Es folgen Bremen mit 19,1 Prozent und Nordrhein-Westfalen mit 18,9 Prozent.
epd nam