Berlin (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Oberbürgermeister der elf größten deutschen Städte haben am Freitag in Berlin zusätzliche Vereinbarungen getroffen, um die weiter steigenden Neuinfektionen in den Großstädten zu bremsen. Danach sollen die Bundeswehr und das Robert Koch-Institut die Städte bei der Nachverfolgung und Unterbrechung von Infektionsketten stärker unterstützen, wie aus dem Beschlusspapier hervorgeht.
Merkel sagte nach den Beratungen, in den Großstädten werde sich zeigen, "ob wir in Deutschland die Pandemie unter Kontrolle halten können." Jetzt entscheide sich, "wie Deutschland im Winter in dieser Pandemie dasteht", sagte Merkel. Es sei ihr bewusst, wie schwierig die Herausforderungen für die Städte seien. Es müsse aber das Ziel sein, die Infektionen in einem Bereich zu halten, wo möglichst jede einzelne nachverfolgt werden könne. Wenn die Gesundheitsämter dies nicht mehr schaffen könnten, bestehe die Gefahr, dass sich das Virus "unkontrolliert und unkontrollierbar" ausbreite, warnte die Kanzlerin.
Merkel sagte, auch wenn die neuerlichen Einschränkungen wehtäten und insbesondere die Gastronomie hart träfen, seien sie notwendig. Das Land stehe an einem Punkt, "wo wir Prioritäten setzen müssen". Das Wichtigste sei, das öffentliche und wirtschaftliche Leben nicht wieder so herunterfahren zu müssen wie im Frühjahr. Die Schulen müssten, "wenn irgend möglich, diesmal offen bleiben können", sagte sie.
Merkel appellierte besonders an die Jüngeren, die es vielleicht übertrieben fänden, wie jetzt in das Ausgehen und Feiern eingegriffen werde. Die Kanzlerin bat sie, die zusätzlichen Einschränkungen zu ertragen und die Corona-Regeln einzuhalten, damit möglichst viele geschützt werden könnten.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), der an der Videokonferenz der Städte mit Merkel teilnahm, hatte vor dem Termin vor einem Flickenteppich der Bundesländer im Kampf gegen steigende Infektionszahlen in der Corona-Pandemie gewarnt. Reisebeschränkungen einzelner Länder würden nicht weiterhelfen. Nötig sei ein abgestimmtes Verfahren, etwa klare Regeln für Corona-Tests an Bahnhöfen und Flughäfen, sagte Müller. Er wünschte sich zudem weitere personelle Unterstützung durch den Bund und verwies darauf, dass in der Hauptstadt derzeit 200 offene Stellen bei den Gesundheitsämtern nicht besetzt werden könnten.
Die Oberbürgermeister vereinbarten auch, Corona-Schnelltests vorrangig in Pflegeheimen, Behinderten-Einrichtungen und Krankenhäusern einzusetzen. Die Tests sollen vom 15. Oktober an verfügbar sein. Der Bund sicherte zu, dass die Kosten für Tests von Heimbewohnern, Personal und Besuchern von den Krankenkassen getragen werden. Die Testungen sollen so häufig wie nötig vorgenommen werden können, um neue Besuchsverbote und Kontaktsperren zu verhindern.
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