Wissenschaftler warnen vor zunehmendem Populismus in Corona-Zeiten

Saarbrücken (epd). Die Corona-Krise ist nach Einschätzung von Experten geeignet, Populismus in der Gesellschaft zu verstärken. "Krisen gelten als Auslöser von populistischen Tendenzen", sagte die Konfliktforscherin Beate Küpper am Donnerstagabend auf einer Veranstaltung der Stiftung Demokratie und der Arbeitskammer Saarland in Saarbrücken. Ein Virus sei dabei "wie geschaffen, eine besondere Form von gesellschaftlicher Krise zu schaffen".

Küpper, die als Professorin im Fachbereich Sozialwesen an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach lehrt, sieht dabei die Gefahr, dass sich das Thema Corona populistisch mit den Themen Asyl und Klima zunehmend vermischt. Auf diese Weise entstehe insbesondere im Internet ein "frei fließender Brei", der von "strategischen Akteuren" gezielt mit kruden Theorien unterfüttert werde.

Dabei spielt nach Ansicht von Küpper vor allem das populistische Narrativ von den "großen Eliten gegen das betrogene Volk" eine Rolle. Solche Verschwörungsmythen entfalteten besondere Kraft darin, sich gegenüber Fakten und Argumenten immun zu machen. Das schaffe Verbindungen auch von Nicht-AfD-Wählern mit der radikalen Rechten.

Je mehr sich die Corona-Situation verschärfe, desto anfälliger könnten die Menschen für rechtes Gedankengut werden, warnte auch der Berliner Politikwissenschaftler und Buchautor Yassin Musharbash auf der Veranstaltung. Das Virus wirke wie eine Verschwörung in dem Sinne, dass man darüber etwas behaupten und das Gegenteil nicht bewiesen werden könne. So entstehe eine Situation, in der sich jeder bestätigt glaube: "Der Raum, die Dinge mit Abstand zu betrachten, wird enger."