Gedenkort für Dresdner Sophienkirche vor Eröffnung
Das Abtragen der Dresdner Sophienkirche auf Anweisung des SED-Regimes hat eine bleibende Wunde in der Stadt hinterlassen. Seit Jahrzehnten engagierten sich Bürgerinnen und Bürger für einen Erinnerungsort. Nun sind sie am Ziel.

Dresden (epd). Nach mehr als zwölf Jahren Bauzeit erinnert in Dresden künftig ein Gedenkort an die in der DDR abgetragene gotische Sophienkirche. Der "DenkRaum Sophienkirche" soll am Freitag eröffnet werden. Der gläserne Bau im Stil einer Kapelle entstand am Originalort der kriegszerstörten und auf Anweisung der DDR-Regierung abgetragenen Kirche in der Dresdner Innenstadt, allerdings nur in der Größe eines früheren Anbaus.

Die offizielle Fertigstellung sei "ein Tag der Freude", sagte Sachsens früherer Landeskonservator Gerhard Glaser am Donnerstag in Dresden. Mit dem Abriss in den Jahren 1962/63 seien "700 Jahre Geschichte ausgelöscht" worden. Die Kirche sei aus rein ideologischen Gründen abgerissen worden. Glaser war damals Zeitzeuge.

Der etwa 14 Meter hohe gläserne Neubau entstand unter dem Titel "Gedenkstätte Busmannkapelle" in mehreren Etappen für rund 4,8 Millionen Euro. Mit der Eröffnung erhält der Gedenkort den neuen Namen "DenkRaum". Angeboten werden sollen Führungen, Vorträge, Lesungen und andere Veranstaltungen. Der Innenraum bietet 70 Sitzplätze - in Corona-Zeiten allerdings nur 15. Im Keller entstand ein Raum der Stille.

Erste Arbeiten am Projekt hatten 2008 begonnen. Im selben Jahr übernahm die Bürgerstiftung Dresden die Bauherrschaft. Sie ist nun auch Betreiber des "DenkRaums". Wegen fehlender Gelder sowie aus bautechnischen Gründen verzögerte sich die Fertigstellung mehrfach.

Glaser hat das Erinnerungsprojekt seit 1990 von den ersten Ideen an begleitet. Für den Bau hatte sich 1998 der Verein "Gesellschaft zur Förderung einer Gedenkstätte für die Sophienkirche Dresden" gegründet. Unterstützt hat das Vorhaben stets auch der Dresdner evangelische Theologe Harald Bretschneider.

"Die Sophienkirche ist Erinnerungsraum gelebter und erlebter Geschichte", sagte Bretschneider. Der Neubau solle als Lernort genutzt werden, die Geschichte der Kirche auch für nachfolgende Generationen nachvollziehbar bleiben.

Der neue Dresdner Gedenkort stehe für eine "zweifache Mahnung", sagte Glaser. Er erinnere an die NS-Diktatur ebenso wie an die kommunistische Diktatur in der DDR. Das SED-Regime ließ nach dem Zweiten Weltkrieg auch in anderen ostdeutschen Städten Kirchen abtragen, darunter die Paulinerkirche in Leipzig.

Die Architektur des neuen Gebäudes stehe für Offenheit und Weite, für Toleranz und Versöhnung, hieß es. Im Innern der Glashülle wurde die frühere Busmannkapelle, ein Anbau der Sophienkirche, abstrahiert errichtet. Eine Ausstellung im Gedenkort erzählt die Geschichte der Kirche, die im 14. Jahrhundert zu einem Franziskanerkloster gehörte.

Nur wenige Teile der Innenausstattung konnten geborgen werden. Der Renaissance-Altar ist erhalten geblieben und steht heute in der evangelischen Kirche in Dresden-Loschwitz. Auch einige Epitaphe, gotische Fenster sowie Steine aus der Hallenkirche wurden gerettet. Die an die inzwischen zerstörte gotische Kirche angebaute Busmannkapelle wurde nach dem Dresdner Bürgermeister Lorenz Busmann benannt.

Die ehemalige Fläche, auf der die einst älteste Kirche Dresdens stand, wurde zum großen Teil überbaut. Lediglich Pflastersteine zeichnen den Umriss der zerstörten evangelischen Sophienkirche nach.