Berlin (epd). Weltweit gibt es Schätzungen zufolge rund zehn Millionen staatenlose Menschen ohne Zugang zu grundlegenden Rechten und zu staatlichen Leistungen. Davon sind allerdings nur rund 4,2 Millionen auch als staatenlos registriert, wie aus dem ersten "Atlas der Staatenlosen" hervorgeht, der am Donnerstag von der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin gemeinsam mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) vorgestellt wurde. Die Datenlage sei allerdings äußerst lückenhaft.
Staatenlosigkeit sei "eine extreme Menschenrechtsverletzung", sagte Matthias Reuß vom UNHCR-Regionalbüro für Asien und den Pazifik. Staatenlose Personen sind demnach Menschen, die kein Staat als Angehörige nach nationalem Recht ansieht.
Eine der Hauptursachen für Staatenlosigkeit sei ethnische und religiöse Diskriminierung, betonte Reuß. Eine weitere wichtige Ursache sei die Diskriminierung von Frauen, die ihre Staatsanghörigkeit nicht an ihre Kinder weitergeben dürften. Hinzu kämen Lücken in der Registrierung von Menschen etwa in Entwicklungsländern.
Staatenlose Menschen hätten meist keinen Zugang zum Arbeitsmarkt, zu medizinischer Versorgung, zum Wahlrecht oder zum Recht auf Bildung, sagte die Geschäftsführerin der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Daniela Trochowski. Die parteinahe Stiftung der Partei Die Linke plädiert deshalb für das Konzept "globaler sozialer Rechte" für alle Menschen.
Der "Atlas der Staatenlosen" macht unter anderem anhand von 19 Länderbeispielen exemplarisch die Situation der Staatenlosen sichtbar. Zudem sollen Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.