Frankfurt a.M., Addis Abeba (epd). Äthiopiens Behörden gehen vor dem jährlichen Erntedankfest der Oromo verstärkt gegen die größte Bevölkerungsgruppe des Landes vor. Sicherheitsbehörden hätten mehr als 500 Menschen wegen möglichen Aufrufen zu Gewalt während der Feierlichkeiten festgenommen, berichtete der staatliche Sender Fana BC am Freitag. Der Geheimdienst vereitelte dem Bericht zufolge außerdem einen angeblichen Terroranschlag im Vorfeld des Irreecha-Fests, das am Samstag und Sonntag von den Oromo gefeiert wird.
Die Oromo sind die größte Volksgruppe in dem nordostafrikanischen Land und gehen immer wieder auf die Straße, weil sie sich von der Regierung in der Hauptstadt Addis Abeba benachteiligt fühlen. Bei Protesten fordern sie mehr Unabhängigkeit für die Region Oromia. Nach dem Mord an einem Sänger, der die Bewegung unterstützte, wurden bei Ausschreitungen im Juni und Juli mindestens 166 Menschen getötet.
Ende September wurden rund 2.000 Menschen wegen der Gewalt angeklagt. Kritiker warfen der Regierung von Ministerpräsident Abiy Ahmed vor, Proteste zu unterdrücken. Amnesty International zufolge fehlt von vielen der rund 5.000 Festgenommen jede Spur. An den Feiern des Ireecha-Fest nahmen in den vergangenen Jahren Zehntausende Menschen teil. Wegen der Covid-19-Pandemie ist die Teilnehmerzahl in diesem Jahr beschränkt.