Dubai, Neu-Delhi (epd). Der Tod von zwei brutal vergewaltigten Frauen hat in Indien erneut zu Protesten geführt. Wie die Zeitung "Indian Express" am Donnerstag berichtete, ist inzwischen eine Kommission gebildet worden, die die grausame Gruppenvergewaltigung einer 19-jährigen kastenlosen Frau vor zwei Wochen in Hathras (Bundesstaat Uttar Pradesh) untersuchen soll. Die Frau war am Dienstag in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Neu-Delhi an ihren Verletzungen gestorben. Ihre Leiche war am Mittwoch gegen den Willen ihrer Familie eingeäschert worden.
Ebenfalls in Uttar Pradesh, im etwa 500 Kilometer entfernten Balrampur, starb am Dienstag eine zweite Frau an den Folgen ihrer Vergewaltigung durch mehrere Männer. Die 22-Jährige, die ebenfalls kastenlos war, wollte sich nach Angaben ihrer Familie an einer Schule anmelden, als sie von mehreren Männern in ein Auto gezerrt wurde, wie die "Hindustan Times" berichtete. Die Männer hätten sie schwer verletzt und verstört in einer Rikscha nach Hause geschickt. Auf dem Weg in ein Krankenhaus sei sie gestorben.
Im Fall des 19-jährigen Opfers hatte die Polizei erklärt, es gebe keine Hinweise auf eine Vergewaltigung. Im Autopsiebericht stellten die Pathologen dagegen fest, dass die junge Frau an einer Wirbelsäulenverletzung und Gewalteinwirkung durch einen stumpfen Gegenstand starb. Sie nannten auch Vergewaltigung und Würgemale. Die Frau war den Angaben zufolge von vier Männern einer höheren Kaste in ihrem Dorf angegriffen worden. Sie wurde von ihrer Familie nackt in einem Feld, blutend mit mehreren Brüchen und einer tiefen Schnittwunde in der Zunge gefunden.
Sexuelle Gewalt gegen Frauen ist in Indien weit verbreitet. Besonders kastenlose Frauen werden immer wieder zum Opfer von Männern aus höheren Kasten. Der Hintergrund für die bestialische Vergewaltigung der jungen Frau in Hathras ist den Medienberichten zufolge ein über 20-jähriger Landdisput zwischen den Familien. Die Polizei weigert sich oft, überhaupt Anzeigen wegen Vergewaltigung aufzunehmen, wenn die Beschuldigten einer höheren Kaste angehören.
Kastenlose (Dalits) werden in Indien vielfach attackiert und diskriminiert. Offiziell ist das über 5.000 Jahre alte Kastenwesen in Indien zwar abgeschafft, doch das tief im Hinduismus verwurzelte Sozialsystem, das die Menschen streng nach ihrer sozialen Herkunft unterscheidet, lebt auch im 21. Jahrhundert fort.
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