Düsseldorf (epd). Der schwedische Sonderbotschafter gegen Menschenhandel, Per-Anders Sunesson, plädiert für ein Sexkauf-Verbot in Deutschland. Prostitution sei eine Form der Ausbeutung von Frauen, sagte Sunesson am Montag nach Gesprächen mit Politikern in Düsseldorf. Die Freier sollten deshalb mit Geld- oder Haftstrafen belegt werden. In Schweden werden bereits seit 1999 Kunden von Prostituierten bestraft.
"Um Prostitution zu bekämpfen, muss man bei der Nachfrage ansetzen und nicht bei denjenigen, die ihre Dienste anbieten", betonte der schwedische Sonderbotschafter. Diese Strategie werde in seinem Land seit 20 Jahren verfolgt und habe die Prostitution drastisch gesenkt. Prostituierte vor allem aus osteuropäischen EU-Ländern wie Rumänien oder Bulgarien, die dennoch in Schweden arbeiten, würden unterstützt, andere Berufe zu ergreifen.
"Prostitution ist ein Angriff auf die schwächsten Menschen und daher mit einer Gesellschaft, die Gleichberechtigung will, nicht vereinbar", sagte Sunesson. Schweden habe daher 1999 im Zuge einer Offensive gegen Gewalt an Frauen und für Gleichberechtigung eine Gesetzesnovelle eingeleitet. Seither sei keine Prostituierte mehr getötet worden. Die Zahl der Menschen, die Sexualität beruflich anbieten, sei gesunken. Maximal 2.000 Frauen seien in Wohnungen als Sexarbeiterinnen tätig. Etwa 400 Freier würden pro Jahr mit bis zu 50 Tagessätzen Geldstrafe belegt.
In Deutschland gibt es nach Sunessons Worten jeden Tag 1,2 Millionen bezahlte sexuelle Kontakte. Die Autorin Barbara Schmid berichtete im Düsseldorfer Landtag über das Schicksal einer Zwangsprostituierten, die in elf Jahren 25.000 Begegnungen mit Freiern gehabt habe. Von den 400.000 Prostituierten in Deutschland stammten mindestens 95 Prozent ebenfalls aus ärmeren Ländern.
"Das ist Ausbeutung und wir sollten sie stoppen", forderte Sunesson. Dem Argument, dass Prostituierte ihren Beruf frei wählten und rechtlich daran nicht gehindert werden könnten, setzt er entgegen, dass die meisten Frauen einer anderen Arbeit nachgehen würden, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. Bei Politikern aus dem Justiz- und dem Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen warb der Diplomat dafür, das schwedische Modell einzuführen. Auch beim Bundestag setze er sich dafür ein.
Frankreich hat seit drei Jahren eine ähnliche Gesetzgebung. Das habe die öffentliche Meinung zur Prostitution dort verändert, sagte Sunesson: "Laut Umfragen halten inzwischen 74 Prozent der Französinnen und Franzosen Prostitution für einen Gewaltakt." Französische Prostitutionsverbände, die ihre Berufsfreiheit eingeschränkt sehen, hätten allerdings beim Europäischen Gerichtshof gegen das Gesetz geklagt.