Frankfurt a.M. (epd). Die Landkreise fordern vom Corona-Krisengipfel am Dienstag die Festlegung einer bundesweiten Obergrenze für Privatfeiern von weniger als 50 Teilnehmern. Der gegenwärtige Flickenteppich irritiere die Menschen, sagte Landkreistags-Präsident Reinhard Sager (CDU) der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). Deshalb brauche es zumindest einige einheitliche Regeln. Auch Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt mahnte im Kampf gegen Covid-19 eine bessere Abstimmung von Bund und Ländern an. Der Corona-Gipfel von Bund und Ländern ist als Videokonferenz geplant.
Sager erklärte, allen voran halte er "eine klare Obergrenze für private Feiern für dringend notwendig, ob sie nun in München oder Flensburg stattfinden". Ab 50 Teilnehmern werde es logistisch extrem schwierig, Kontakte nachzuverfolgen, wenn ein Covid-19-Positiver unter der Gesellschaft gewesen sei. "Wir sehen in Hamm, wozu eine rauschende Hochzeit mit 150 Gästen führen kann", sagte er mit Blick auf einen Massenausbruch in der nordrhein-westfälischen Stadt. Deswegen brauche es einen "Besucher-Deckel", der kontrolliert und bei Verstößen auch sanktioniert werden müsse, erklärte der Präsident der 294 deutschen Landkreise.
Eine Begrenzung auf weniger als 50 Teilnehmer würde zwar viele Veranstaltungen betreffen. "Das wäre aber gerechtfertigt, weil wir ohne diese Maßnahme die Freiheit der Menschen womöglich noch viel stärker beschränken müssten, wenn wir in Herbst und Winter die Kontrolle über Corona nicht verlieren wollen", sagte der CDU-Politiker. Zugleich warnte er Bund und Länder, den Kurs der "situationsgerechten Eindämmung aufzugeben und allen Kreisen und Städten die gleichen Maßnahmen aufzuzwängen". Der dezentrale Ansatz sei "ein Erfolgsmodell und muss beibehalten werden".
Zudem sprach sich Sager für eine Verschärfung der Maskenpflicht aus. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes solle überall dort vorgeschrieben werden, wo im öffentlichen Raum der Abstand nicht eingehalten werden könne, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). Als Beispiel nannte er Weihnachtsmärkte und belebte Plätzen. Diese Einschränkungen seien notwendig, "wenn wir einen größeren Lockdown vermeiden wollen".
Göring-Eckardt sagte, sie verstehe nicht, warum es keine einheitlichen Regeln gebe. Der Bund müsse klarere Vorgaben etwa zu Corona-Tests und zur Organisation in den Schulen machen. Eine generelle Maskenpflicht in Schulen halte sie für unabdingbar, "weil es die Schüler natürlich auch nicht verstehen, dass es in dem einen Bundesland klar ist, in dem anderen nicht", sagte die Grünen-Politikerin im "Interview der Woche" des Deutschlandfunks. Die Bundesregierung müsse für gemeinsames Handeln sorgen. Der "Länder-kommunale Flickenteppich" führe dazu, dass die Menschen nicht das Gefühl einer guten Organisation hätten.
In Hamm war die Zahl der neuen Corona-Fälle in den vergangenen Tagen hochgeschnellt. Nach Stadtangaben sind zurzeit 207 Personen akut mit dem Coronavirus infiziert, innerhalb von 24 Stunden wurden 15 Neuinfektionen verzeichnet.
Auch in Bielefeld infizierten sich zahlreiche Teilnehmer einer Familienfeier, wie der Leiter des Krisenstabes der Stadt, Ingo Nürnberger, am Wochenende mitteilte. Er sprach von mittlerweile mehr als zwei Dutzend infizierten Menschen. Da auch Schulkinder unter ihnen seien, seien an sieben Schulen insgesamt rund 720 Schülerinnen und Schüler sowie mehr als 70 Lehrkräfte in Quarantäne geschickt worden.
epd lnb/lwd mih