Bonn (epd). In der Corona-Bildungskrise fordern Experten der UN-Bildungsorganisation Unesco mehr gezielte Hilfe für Kinder mit Förderbedarf. Schulschließungen, neue Unterrichtsformen und mangelnde soziale Kontakte träfen diejenigen Mädchen und Jungen besonders hart, die auf individuelle Lernbedingungen angewiesen sind, erklärte der Expertenkreis Inklusive Bildung der Deutschen Unesco-Kommission am Donnerstag in Bonn.
"Junge Menschen mit besonderem Förderbedarf brauchen jetzt mehr Unterstützung, mehr Hilfe und Aufmerksamkeit denn je", betonte Ute Erdsiek-Rave, die Vorsitzende des Gremiums. Soziale und ökonomische Probleme in den Familien müssten erkannt und ausgeglichen werden, auch durch die Schule. "Dies bedeutet: mehr Kontakt zu den Familien, besondere Hilfe bei der Digitalisierung und beim selbstständigen Lernen", erklärte Erdsiek-Rave. "Die am stärksten benachteiligten jungen Menschen drohen sonst zu den größten Verlierern der Bildungskrise zu werden."
Der Expertenkreis empfiehlt beispielsweise, Mindeststandards für Schulen zu formulieren und Formate zur Lernstandserhebung und zur individuellen Förderung zu entwickeln, die in verschiedenen Unterrichtsszenarien anwendbar sind. Außerdem sollten Kinder mit besonderen Bedarfen oder Herausforderungen bei Schulschließungen - ähnlich wie Kinder von Eltern in systemrelevanten Berufen - Anspruch auf Präsenz und intensive Unterstützung haben, heißt es in den Empfehlungen.
Die Deutsche Unesco-Kommission richtete den dreißigköpfigen Expertenkreis Inklusive Bildung vor zehn Jahren ein. Durch ihn soll der Zielsetzung zufolge der Austausch zu inklusiver Bildung weiter gefördert werden, um die Umsetzung bundesweit zu stärken.