Frankfurt a.M., Harare (epd). In Simbabwe ist der Oppositionsabgeordnete Job Sikhala nach einem Monat Untersuchungshaft auf Kaution freigelassen worden. Der stellvertretende Vorsitzende der größten Oppositionspartei MDC Alliance dürfe gegen eine Zahlung von umgerechnet rund 520 Euro bis zum Beginn seines Prozesses das Gefängnis verlassen, berichtete die staatliche Zeitung "The Herald" am Mittwoch. Sikhala war Ende August festgenommen worden, weil er zu einer Demonstration gegen Korruption in der Regierung aufgerufen hatte. Er muss sich wegen Aufrufen zu Gewalt verantworten.
Die simbabwische Regierung geht seit einigen Monaten mit zunehmender Härte gegen Kritiker vor. Medienberichten zufolge wurden seit März mehr als 100.000 Menschen inhaftiert, weil sie angeblich Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus missachtet hatten. Ende Juli waren unter anderem der Investigativjournalist Hopewell Chin'ono und der Oppositionspolitiker Jacob Ngarivhume festgenommen worden, weil sie Korruption im Zusammenhang mit dem Kauf von Corona-Schutzmaterial aufgedeckt und wie Sikhala zu einer Demonstration aufgerufen hatten. Beide kamen Anfang September auf Kaution frei.
Die katholische Bischofskonferenz hatte in einem Hirtenbrief Mitte August kritisiert, dass die Regierung von Präsident Emmerson Mnangagwa jeden als Feind betrachte, der eine andere Meinung vertrete. Auch der Ökumenischen Rat der Kirchen äußerte seine Sorge um die Menschenrechte in Simbabwe. Die Proteste der Bevölkerung richten sich vor allem gegen die verheerende Wirtschaftslage, das marode Gesundheitssystem und die Corona-Maßnahmen. Simbabwe hat offiziell bis Mittwoch mehr als 7.711 Corona-Infektionen und 226 Todesfälle gemeldet. Die Schulen sollen unter Hygiene-Auflagen zwischen dem 28. September und dem 9. November nach und nach wieder öffnen.