Das, wofür Diener stehe, brauche man viel mehr, sagte Bedford-Strohm. Wenn er die Bilder der jetzt obdachlos gewordenen Flüchtlingskinder auf der griechischen Insel Lesbos sehe, frage er: "Wo sind die christlichen Wurzeln Europas geblieben?"
Für die Suche einer Nachfolge von Diener sei ein Ausschuss eingesetzt worden, der ein Anforderungsprofil für einen Präses entwickelt und dieses auf der vorausgegangenen Mitgliederversammlung vorgestellt habe, berichtete Generalsekretär Frank Spatz dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ein Nominierungsausschuss führe bereits erste Vorgespräche. Im Dezember solle ein Kandidat vorgeschlagen werden. Die Wahl sei für nächsten Februar geplant.
Diener habe einen Zukunftsprozess "Neues wagen" für den Verband angestoßen, erinnerte Spatz. Dieser solle in den nächsten drei Jahren fortgesetzt werden mit dem Ziel eines "geistlich-missionarischen Aufbruchs". Insbesondere gelte es, die junge Generation zu gewinnen.
Nach elf Jahren endete am 31. August die aktive Dienstzeit von Präses Michael Diener. Der Theologe hatte eine zunächst geplante erneute Kandidatur für eine dritte Amtszeit aufgrund von Kritik an seiner Amtsführung zurückgezogen. Diener, der auch dem Rat der EKD angehört, war in den vergangenen Jahren mehrfach in konservativ-frommen Kreisen in die Kritik geraten. Unter anderem warb er für mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen und ermunterte evangelikale Christen zu mehr Selbstkritik.
Der Gnadauer Verband mit Sitz in Kassel versteht sich als Dachorganisation des deutschsprachigen Pietismus und gilt als größte Laienbewegung in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Seinen Namen hat der seit 1888 bestehende Verband nach seinem Gründungsort Gnadau bei Magdeburg in Sachsen-Anhalt. Der Pietismus gehört zu den großen geistlichen Strömungen und Reformbewegungen innerhalb der evangelischen Kirche. Als sein Begründer gilt der Theologe Philipp Jakob Spener (1635-1705).