"Hier ist ein Sitzplatz" steht auf dem Schild auf der Kirchenbank. Erst in der nächsten Reihe wieder eine solche Markierung. In der Corona-Pandemie sind wegen der Abstandsregeln manche Kirchen ganz schön klein geworden. Das kann mancherorts dazu führen, dass nur noch 20 Besucher kommen können. Und auch in große Kirchen sind es nur noch ein paar Dutzend, auch wenn sie zuvor mehreren Hundert Personen Platz boten - wie beispielsweise in der großen Nürnberger Jakobskirche.
Leicht im Vorteil sind Kirchengemeinden, die Stühle statt Bänke haben, stellt der Pfarrer der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche, Bernd Reuther fest. In seiner Kirche kann er bei Tauffesten, Trauungen oder Konfirmationen die Sitzplätze für die Familien zusammenrücken.
Viel Organisation nötig
Denn solche Feiern bringen die Gemeinden besonders in die Bredouille. Zur Konfirmation kommt der Patenonkel mit Familie, die Großmutter will dabei sein und vielleicht auch die liebe Nachbarin. "Der logistische Aufwand war erheblich", berichtet der Nürnberger Pfarrer Peter Aschoff von den Konfirmationen im Sommer in seiner Gemeinde. Die Familien der Jugendlichen habe man auf vier Gottesdienste verteilt, die Abstimmung der Termine sei weitgehend über E-Mails gelaufen. Die Bestuhlung in der Kirche musste minutiös geplant und innerhalb kurzer Zeit umgebaut werden. Und die "normale" Gottesdienstgemeinde musste draußen bleiben.
Wie hier in Zerzabelsdorf haben es viele Gemeinden gemacht. Die Gruppen wurden geteilt. Mehrere Konfirmationen wurden an einem Wochenende anberaumt, und die Familien, die anschließend zusammen feiern wollten, durften ohne den 1,5 Meter-Abstand zusammen sitzen. "Die Vorbereitungen sind deutlich aufwendiger und wesentlich umfangreicher", stellt Pfarrerin Kerstin Willmer von St. Jobst in Nürnberg fest und hofft, dass sich bis zu ihren Gottesdiensten im Oktober "bitte möglichst nichts an Vorschriften ändert".
Im Traktor zur Kapelle
Eine ganz andere Lösung, die Konfirmation zu feiern, hat beispielsweise Pfarrerin Lucia Langer im Dekanat Rügheim gefunden. Sie konnte die Jugendlichen im Juli unter strahlendem Himmel bei vier Konfirmationsgottesdiensten im Schlossgarten in Bundorf begrüßen.
Der Sportplatz von Hartmannshof im Landkreis Nürnberger Land liegt schön zwischen Högenbach und dem Waldrand. Auch hier haben Jugendliche kürzlich ihre Konfirmation gefeiert, erzählt Pfarrer Martin Hoepfner, der die Jugendlichen auf ihre Segnung vorbereitet hatte. In Eschenbach bei Pommelsbrunn durften die Konfirmanden am Sonntag ihren Gottesdienst im Schlosshof feiern. Im nahen Hirschbach fand man die festlich geschmückte Maschinenhalle eines Landwirts als Location, das war eine Idee der Eltern.
Hoffen auf gutes Wetter
Die Konfirmanden in Offenhausen fuhren mit Hoepfners Frau, Pfarrerin Ann-Sophie Hoepfner, auf dem Traktor zur nahen Keilberg-Kapelle. Die Gäste konnten dort ohne Mund-Nasen-Masken mit bequemem Abstand im idyllischen Grün Platz nehmen, der Posaunenchor durfte spielen.
Feiern im Freien haben auch die Kommunionkinder im Unterfränkischen, in Sennfeld oder in Bütthard, erlebt. Gemeindereferentin Monika Oestemer sagt, sie habe es wichtig gefunden, dass die Kinder noch bevor sie in die vierte Klasse kommen, ihre Erstkommunion haben. Nach der Feier unter Bäumen waren Kinder, Eltern und Großeltern so glücklich, freut sie sich. Auch die Konfirmanden in Nürnberg Katzwang werden unter freiem Himmel gesegnet. Pfarrer Joachim Nötzing hofft für die nächsten fünf Feiern mit Bandmusik am Wochenende ein weiteres Mal auf gutes Wetter.
Paten oder Eltern legen dann den Jugendlichen die Hand zum Segen auf - denn Seelsorger dürfen das derzeit nicht: "Jeder Körperkontakt ist zu vermeiden", steht in den Hygienerichtlinien. Die Konfirmanden sollen zum Segen eine Person, die ihnen wichtig ist und nahe steht, mit nach vorne bringen, erzählt Pfarrerin Willmer. Solche Beteiligung von Familienmitgliedern beim Segen könnte sich einige Gemeinden auch für eine Zeit nach der Corona-Epidemie vorstellen.