Schwerin (epd). Minderjährige Behinderte in der DDR hatten einer Studie zufolge unter gravierenden Missständen in ihren Betreuungseinrichtungen zu leiden. Bauliche Mängel, große Stationen, Überbelegung, mangelnde Tagesstrukturierung sowie unzureichendes und überaltertes Personal hätten die Betreuung und Förderung der Kinder und Jugendlichen massiv beeinträchtigt, sagte der Historiker Falk Bersch am Donnerstag bei der Vorstellung seiner neuen Studie in Schwerin.
Sein Buch "Kinder und Jugendliche in sonderpädagogischen, psychiatrischen und Behinderteneinrichtungen in den DDR-Nordbezirken" nimmt die historische Entwicklung der Unterbringung, Betreuung und Förderung der Kinder und Jugendlichen mit Behinderungen in den Bezirken Neubrandenburg, Rostock und Schwerin in den Blick.
Betroffene berichteten über Schläge, Demütigungen, Essensentzug und Fixierung, sagte Anne Drescher, Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur. Bildung und Förderung sei den Jugendlichen versagt worden. Auf ein selbstbestimmtes Leben nach der Entlassung seien sie nicht vorbereitet worden.
Der DDR werde von vielen Seiten nach wie vor ein vorbildliches Gesundheits- und Sozialwesen attestiert. "Bei genauer Betrachtung bekommt dieser Mythos tiefe Risse", so Drescher.