Hannover (epd). Dauerhaft gestresste Eltern gefährden einer Erhebung zufolge nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch die ihrer Kinder. Diese reagierten zunächst häufig mit Einschlafproblemen sowie Kopf- und Bauchschmerzen, teilte die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) am Donnerstag in Hannover mit. Bei chronischem Stress könnte die Beschwerden im schlimmsten Fall in psychische Erkrankungen und Entwicklungsstörungen münden.
Einer Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH zufolge leiden fast 40 Prozent aller Eltern mit Kindern unter 18 Jahren unter Dauerstress. Betroffen seien vor allem Kinder alleinerziehender Mütter und Väter. Demnach klagt jedes vierte 6- bis 18-jährige Kind getrennt lebender Eltern häufig bis sehr häufig über Müdigkeit und Erschöpfung und jedes fünfte über stressbedingte Kopf-, Bauch- oder Magenschmerzen. 38 Prozent der Kinder alleinerziehender Eltern seien häufig unkonzentriert, 22 Prozent schnell aggressiv, 19 Prozent zögen sich bei Stress zurück und 14 Prozent reagierten mit Traurigkeit. "Das sind klassische Alarmsignale, die Eltern nicht ignorieren sollten", sagte die KKH-Psychologin Franziska Klemm.
Hauptursache für Elternstress ist laut KKH der Job: Die Zahl der Doppelverdiener-Haushalte sei in den vergangenen Jahren stetig gestiegen, hieß es. Mittlerweile seien rund 92 Prozent der Väter und knapp 74 Prozent der Mütter mit minderjährigen Kindern berufstätig. Das bedeute einen immensen Organisationsaufwand - und somit eine Belastung für die ganze Familie. Die Hälfte der Eltern setze sich mit ihren eigenen Ansprüchen noch zusätzlich unter Druck, sowohl im Beruf als auch in der Kindererziehung perfekt sein zu wollen.
Zudem scheuten chronisch gestresste Eltern häufig familiäre Konflikte, da diese eine zusätzliche Belastung darstellten. Sie räumten ihren Kindern aus Mangel an Zeit und Energie Hindernisse lieber aus dem Weg anstatt gezielt auf deren Bedürfnisse einzugehen und sie dabei zu begleiten, selbst eine Lösung zu finden. Einen der wichtigsten Schritte aus dem Stress-Dilemma sieht Klemm in der mentalen Gesundheit der Eltern. Denn nur entspannte Eltern könnten gute Vorbilder sein und sich angemessen um die Erziehung ihrer Kinder kümmern.