Hamm (epd). Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) und ihre Mitgliedsverbände fordern von den Kommunen eine bessere Finanzierung. "Angesichts klammer Kassen stehen viele Suchtberatungen finanziell mit dem Rücken zur Wand", sagte die stellvertretende DHS-Geschäftsführerin Christina Rummel am Donnerstag in Hamm. "Die Corona-Pandemie hat die Situation zusätzlich verschärft - trotz der Systemrelevanz der Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe."
1.300 Suchtberatungsstellen erreichen laut DHS bundesweit mehr als eine halbe Million Abhängigkeitserkrankte und ihre Angehörigen. Es müsse immer mehr Arbeit für weniger Geld geleistet werden, kritisierte die DHS. "Personalkosten steigen, die Anforderungen an Qualität nehmen zu und die Hilfeangebote müssen flexibler und individueller gestaltet werden." Auch die Digitalisierung benötige Ressourcen.
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen plädiert in einem Positionspapier unter anderem für eine überwiegend pauschale Finanzierung der Suchthilfe, die Tarifbindungen, Lohnsteigerungen und Inflationsraten berücksichtige. Auch brauche es mindestens eine Fachkraft sowie 0,2 Verwaltungsstellen für je 10.000 Einwohner. "Erwirtschaftete Eigenmittel und Spenden abseits der ambulanten suchtspezifischen Grundversorgung dürfen nicht mit deren Finanzierung verrechnet werden", forderte die DHS. Zudem solle die Suchtberatung zur kommunalen Pflichtleistung werden.
Mit einem bundesweiten Aktionstag unter dem Motto "Kommunal wertvoll" will die Fachstelle am 4. November auf die Dringlichkeit der weiteren Finanzierung aufmerksam gemacht werden. Die Schirmherrschaft hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig, übernommen. "Wenn die Hilfe vor Ort wegbricht, stehen Suchtkranke und ihre Familien alleine da", warnte die CSU-Politikerin. "So schwierig die Finanzlage vieler Kommunen ist - ohne eine gut aufgestellte Suchtberatung geht es nicht!" Denn diese sei der erste Schritt raus aus der Sucht, betonte Ludwig.