Berlin (epd). Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat die Gesundheitspolitik der vergangenen Jahre scharf kritisiert. Der öffentliche Gesundheitsdienst sei "kaputt gespart" worden, sagte der Facharzt für Allgemeinmedizin am Mittwoch im "ZDF-Morgenmagazin" in Berlin. Es brauche "eine nachhaltige Strukturverbesserung in den Gesundheitsämtern, nicht nur für den Zeitraum der Pandemie".
Reinhardt begrüßte den Plan von Bund und Ländern, im öffentlichen Gesundheitsdienst bis Ende 2022 mindestens 5.000 zusätzliche unbefristete Vollzeitstellen zu schaffen. In einem ersten Schritt sollen im kommenden Jahr 1.500 neue Stellen für Ärzte, weiteres Fachpersonal und Verwaltungsangestellte entstehen. Dies sei "absolut notwendig", sagte der Ärztepräsident.
Reinhardt erklärte zugleich, die geplanten Stellen könnten nur besetzt werden, wenn die Bezahlung in den Gesundheitsdiensten mit der in vergleichbaren Einrichtungen mithalten könne. Aktuell verdienten die Beschäftigten ein Drittel weniger als ihre Kolleginnen und Kollegen in einem städtischen kommunalen Klinikum. "Und ich glaube, das kann schon mal nicht so bleiben, wenn man diese Stellen besetzen möchte", sagte er.
In der Debatte darüber, die Quarantänezeit bei Verdacht auf eine Corona-Infektion auf fünf Tage zu verkürzen, stellte sich Reinhardt auf die Seite der Befürworter. Es gebe Hinweise darauf, dass die Ansteckungsfähigkeit nicht ganz so lang sei wie bislang gedacht. Wenn eine Person fünf Tage nach einem negativen Test erneut negativ getestet werde, sei davon auszugehen, dass die Person keine Gefahr für andere ist.