Frankfurt a.M., Jakarta (epd). Fast 300 Rohingya-Bootsflüchtlinge sind am Montag an einer Küste der indonesischen Provinz Aceh gelandet. Die Menschen hätten nahezu sieben Monate auf See unter verzweifelten Bedingungen zugebracht, erklärte der Direktor des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) für Asien-Pazifik, Indrika Ratwatte. Etwa 30 Flüchtlinge seien auf dem Meer gestorben. Bei den Überlebenden handelt es sich nach Angaben lokaler Helfer um 102 Männer, 181 Frauen und 14 Kinder. Viele bräuchten medizinische Hilfe. Zudem würden sie auf Corona getestet. Amnesty International forderte von der südostasiatischen Staatengemeinschaft mehr Zusammenarbeit, um Bootsflüchtlinge zu retten.
Laut UNHCR waren die Rohingya im Februar von den Flüchtlingscamps in Bangladesch aufgebrochen und hätten erfolglos versucht, woanders an Land zu gelangen. Zuletzt hatten Fischer aus Aceh im Juni 94 Bootsflüchtlinge aus Seenot gerettet, darunter 30 Kinder. Malaysia und Thailand hatten keine Flüchtlinge an Land gelassen und dies mit strikten Einreisebestimmungen wegen der Corona-Pandemie begründet.
Seit Jahrzehnten fliehen die überwiegend muslimischen Rohingya vor Verfolgung aus ihrer Heimat Myanmar. Zuletzt waren wegen einer Offensive der myanmarischen Armee im August 2017 mehr als 740.000 Rohingya nach Bangladesch geflüchtet. Zugleich versuchen viele, aus Myanmar oder den überfüllten Camps in Bangladesch mit Booten nach Malaysia oder Indonesien zu gelangen.
Menschenrechtler warnen, dass sich die Krise um die Rohingya-Bootsflüchtlinge vom Mai 2015 wiederholen könne. Damals waren binnen einer Woche mehr als 3.000 Hilfesuchende vor allem an den Küsten Malaysias und Indonesiens gestrandet oder gerettet worden. "Rohingya-Flüchtlinge sind noch immer bereit, alles auf der Suche nach Sicherheit zu riskieren", sagte der Indonesien-Chef von Amnesty International, Usman Hamid. Deren Aussagen bezeugten, wie lebensgefährlich die Flucht über das Meer sei.