Osnabrück, Düsseldorf (epd). Die Linken-Sozialpolitikerin und Vorsitzende des Familienausschusses im Bundestag, Sabine Zimmermann, hat den Kinderbonus in der Corona-Krise als unzureichend kritisiert. Ein einmaliger Bonus von 300 Euro könne die Lasten der Pandemie für Familien nicht annähernd ausgleichen, sagte sie der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag). Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, dagegen verteidigte die Leistung der Bundesregierung als "eine der klügsten Maßnahmen des Konjunkturprogramms". Die Familienkassen begannen am Montag mit der schrittweisen Auszahlung des Kinderbonus. Familien mit Kindern erhalten in diesem Monat 200 Euro je Kind, im Oktober noch einmal 100 Euro.
Zimmermann erklärte, die Pandemie habe die Lage kinderreicher Familien mit geringem Einkommen gegenüber dem Jahr 2019 nochmals verschärft. "Reich an Kindern, arm an Geld, das geht zu oft Hand in Hand", sagte sie. Die Linke fordert eine Kindergrundsicherung für jedes Kind und einen höheren Mindestlohn von zwölf Euro.
Laut Statistischem Bundesamt waren 2011 noch 22,4 Prozent aller Familien mit drei oder mehr Kindern armutsgefährdet, 2019 waren es 30,9 Prozent der kinderreichen Familien, wie die Zeitung unter Berufung auf eine Auswertung Zimmermanns berichtete. Die Zahl der von Armut betroffenen Familien mit vielen Kindern habe seit 2011 bis 2019 kontinuierlich um etwa einen Prozentpunkt im Jahr zugenommen.
Fratzscher betonte, der Kinderbonus helfe "schnell und relativ zielgenau den Familien, die jetzt in der Krise Unterstützung benötigen". Familien seien durch die Restriktionen der Corona-Krise besonders hart getroffen, vor allem Mütter hätten eine deutliche Mehrbelastung durch die Kita- und Schulschließungen zu tragen gehabt, sagte der Berliner Ökonom der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag). Zuvor hatte vor allem die FDP den Kinderbonus als nicht zielgenau genug kritisiert und stattdessen höhere Investitionen in Schulen gefordert.