Essen, Berlin (epd). Bei jedem fünften Kita-Kind wird zu Hause vorrangig eine andere Sprache als Deutsch gesprochen. Unter den rund 3,2 Millionen Kindern in Kindertagesstätten waren im März 2019 rund 675.000 Kinder, in deren Familien nur wenig Deutsch gesprochen wurde, heißt es in einer Antwort des Bundesfamilienministeriums auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion, die dem Evangelischer Pressedienst (epd) am Samstag vorlag. Das ist ein Anteil von rund 21 Prozent. Der Wert im vergangenen Jahr sei im Vergleich zu 2017 (18,7 Prozent) und 2018 (19,4 Prozent) gestiegen. Zuerst hatten die Zeitungen der Essener Funke-Mediengruppe darüber berichtet.
In Nordrhein-Westfalen lag der Anteil dem Ministerium zufolge mit 27 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt. So sei in den Familien von 167.800 der 611.900 Kita-Kinder vorrangig eine andere Sprache gesprochen worden. Im Westen der Bundesrepublik lag der Wert den Angaben zufolge mit 24 Prozent doppelt so hoch wie im Osten (12 Prozent). Mit rund fünf Prozent sei die Zahl in Mecklenburg-Vorpommern besonders niedrig gewesen (3.700 von 68.000 Kinder).
Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Katja Suding forderte mehr Mittel für eine bessere Sprachförderung. Das Bundesprogramm "Sprach-Kitas" sei ein wichtiger Baustein, doch die dafür zur Verfügung gestellten Gelder seien unzureichend, sagte sie den Funke-Zeitungen. Die Mittel des Bundesprogramms müssten ab dem Jahr 2021 deutlich aufgestockt werden. Sprache entscheide, welche Chancen ein Kind im Leben habe, betonte Suding.
Kitas mit besonderem Förderschwerpunkt können aus dem Bundesprogramm "Sprach-Kitas" pro Jahr 25.000 Euro bekommen. Im August 2020 gab es dem Ministerium zufolge 6.256 solcher Kitas in Deutschland. Bundesweit sei etwa jede zehnte Kita eine Sprach-Kita. Mit dem Geld aus dem Programm würden aktuell Stellen von 6.756 Erzieherinnen und Erziehern finanziert. Die Förderung werde im Jahr 2021 weiterhin 25.000 Euro betragen. Damit wäre der Betrag seit 2016 unverändert, hieß es.
Die Corona-Pandemie habe die sprachliche Bildung im frühkindlichen Bereich vor große Herausforderungen gestellt, erklärte das Bundesfamilienministerium in seiner Antwort. Vor allem die weitreichenden Kita-Schließungen hätten viele Bildungsmöglichkeiten eingeschränkt. Das Bundesprogramm habe seine Arbeit an die neuen Bedingungen angepasst und entwickele Bildungskonzepte, die die Gegebenheiten der Corona-Pandemie berücksichtigen. Gute Praxisbeispiele für Bildungs- und Kontaktangebote unter Pandemiebedingungen würden auf der Online-Plattform des Programms bereitgestellt.