Berlin (epd). Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) will mehr für eine gleichberechtigte Verteilung der Haus- und Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern tun. Sie sagte am Freitag in Berlin zum Auftakt einer Online-Konferenz, Frauen leisteten weiterhin mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Das schränke ihre Entwicklungsmöglichkeiten ein, erklärte Giffey. Die Gesellschaft wiederum verschenke Chancen, indem sie das Potenzial von Frauen etwa in der Arbeitswelt nicht ausschöpfe.
Frauen wenden pro Tag rund anderthalb Stunden mehr für Kochen, Putzen, die Kinder oder die Pflege eines Angehörigen auf als Männer. Das entspricht einem zeitlichen Plus von 52 Prozent. Die ungleiche Verteilung der Sorgearbeit, die als "Gender Care Gap" bezeichnet wird, führt zu Nachteilen. Frauen reduzieren die Berufsarbeit, verdienen weniger, sind in der Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur oder Führungspositionen schlechter vertreten und müssen mit Alterseinkünften auskommen, die im Durchschnitt knapp 60 Prozent geringer sind als die der Männer.
Zu den nächsten Vorhaben der Koalition zählen Giffey zufolge weitere Verbesserungen beim Elterngeld und der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz an Grundschulen. Die gleichberechtigte Verteilung der Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern ist auch einer der Schwerpunkte der deutschen EU-Ratspräsidentschaft.
Künftig will sich das neu gegründete Bündnis "Sorgearbeit fair teilen", in dem sich Gewerkschaften, Frauen-, Sozial- und Pflegeverbände, kirchliche Gruppen und Stiftungen zusammengeschlossen haben, darauf hinwirken, dass Frauen und Männer gleich gute Chancen haben, sich in der Familie und im Beruf zu verwirklichen.
Laut dem Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung zählen eine funktionierende Kinderbetreuung, familienfreundliche Arbeitsbedingungen sowie gleiche Bezahlung und Aufstiegschancen zu den wichtigsten Voraussetzungen, damit Männer und Frauen die Erwerbs- und Sorgearbeit gleichberechtigt aufteilen können.