Münster (epd). Im Kindesmissbrauchsverfahren von Münster hat die Staatsanwaltschaft gegen fünf Angeschuldigte Anklage erhoben. Die Anklageschrift richtet sich gegen den 27-jährigen Hauptverdächtigen aus Münster und dessen 45 Jahre alte Mutter, wie die Polizei und Staatsanwaltschaft in Münster am Freitag mitteilte. Zudem sind drei Männer aus Staufenberg (Hessen), Hannover (Niedersachsen) und Schorfheide (Brandenburg) angeklagt. Der 27-jährige Mann soll den zehnjährigen Sohn seiner Lebensgefährtin schwer missbraucht und davon Videos angefertigt haben. Diese habe er über das Darknet an bislang unbekannte Verdächtige übermittelt. Die fünf Angeschuldigten befinden sich in Untersuchungshaft.
Der 27-jährige Hauptverdächtige aus Münster soll im April dieses Jahres zusammen mit den weiteren angeschuldigten Männern in mehrtägigen Treffen in einer Gartenlaube in Münster mindestens zwei Kinder missbraucht haben. Mutmaßliche Opfer waren nach Polizeiangaben der zehnjährige Sohn der Lebensgefährtin des Hauptangeschuldigten sowie der fünfjährige Sohn des Mannes aus Staufenberg. Der 27-jährige Münsteraner soll sich außerdem mit einem Mann in Köln verabredet haben, um dort den Sohn seiner Lebensgefährtin in einem Waldstück im Auto zu missbrauchen.
Die Mutter des Angeschuldigten aus Münster soll ihre Gartenlaube dem Sohn und den weiteren Mitangeschuldigten in dem Wissen überlassen haben, dass dort Kinder sexuell missbraucht werden sollten, wie die Polizei weiter mitteilte. Der beschuldigte Mann aus Staufenberg steht zudem im Verdacht, seinen Sohn in der Wohnung in Staufenberg bei mehreren Gelegenheiten missbraucht zu haben.
Der Tatverdacht stützt sich nach Polizeiangaben hauptsächlich auf die Auswertung der sichergestellten Datenträger. Experten der Polizei Münster hätten dabei Daten wiederherstellen können, die sich auf einer zuvor gelöschten Festplatte aus der Gartenlaube befanden. Auf dieser Festplatte seien mehrstündige Aufzeichnungen einer Videokamera gewesen, die oberhalb eines Bettes in der Laube installiert gewesen war und die Vorgänge in der Gartenlaube aufzeichnete.
Insgesamt werden den Angeschuldigten Missbrauchsfälle zwischen 2018 und Mai 2020 vorgeworfen. Außer dem 27-jährigen Hauptverdächtigen sei keiner der Mitangeschuldigten vorbestraft. Nach Bekanntwerden des Missbrauchsfalls waren im Juni bei Durchsuchungen zunächst 18 Verdächtige in Niedersachsen, Hessen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen festgenommen worden.